Domanovszky Sándor: József nádor iratai II. 1805-1807. (Budapest, 1929)

1806

In dem Jahre 1795 war zwar schon der Grand zu Ver­mehrung der Schreibereyen in dem Drang der öffentlichen] Beamten, alles an sich zu ziehen, um sich wichtiger zu machen und Protec­tionen austheilen zu können, in dem fehlerhaften Gedanken, ihr Ansehen an der Quantitaet, nicht aber Qualitaet der ihnen zu­kommenden Geschäfte abzumessen, endl[ich] in der Absicht mancher, durch Vermehrung letzterer denen Obern und dem Regenten selbst die Zeit und Mittel zu einer genauem Aufsicht zu benehmen, gelegt, allein äussere Umstände hatten damahls noch nicht eine Theilung der Aufsicht der Staatsverwaltung verursachet, und das System wurde noch zu sehr beobachtet, als daß gedaiditer Fehler hätte von Bedeutung werden können. Seit der Zeit bis nun ist durch die vielfältigen in dem Systeme gemachten Abänderungen und neue Eintheilungen der Behörden die Schreiberey ins unendliche] vermehrt worden. Selbst die jetzige Organisirung des Staatsraths, welcher wider seinen Zweck einigermassen zu einer neuen Hofstelle erwachsen, die Güte Euer Majestät, und der zwar in sich heilsame, aber nicht immer zu erfüllende Wunsch, alles durchzusehen, einem jeden Ge­rechtigkeit widerfahren zu lassen, vermochten die Anzahl der Ge­schäfte ausserordentlich] und verminderten dadurch das doch so nothwendige Ansehen der Behörden. In dem erstem Jahre unterstützte die Regierung dieses An­sehen dadurch, daß sie denen Behörden die gebührende und so nöthige Activitaet beließ, sie achten machte und bey Erledigungen mit Männer von Ansehen und Verdiensten besetzte. In dem letzterem Jahre ist das Ansehen der Behörden theils durch ihre verminderte Activitaet, theils durch die Art, mit der man sie behandelte, endl[ich] auch durch die nicht immer glück­1 [iche] Auswahl von Männern, die man dahin beförderte, fast gäntz­l[ich] erloschen, eine Sache, welche von dem nachtheiligsten Ein­fluß für die Staatsverwaltung ist. Aus dieser Gegeneinanderhaltung lasset sich leicht die Fol­gerung ziehen, in wie weit die innern Verhältnisse der oesterreichi­schen Monarchie auf die Staats-Verwaltung und den Gang der Geschäfte gewirket. Zerrüttung der innern Consistenz der Staats-Finanzen, Abnahme des öffentlichen] Credits, Verfall der öffentlichen] Meynung, des Patriotismus und Gemeingeistes; Verlöschung des Diensteifers; Mangel an einem wohlgeordnetem Systeme; übelverstandene ein­seitige Abänderungen; Anstellung minder tauglicher Menschen; die Sucht durch die Anzahl der Geschäfte zu gläntzen; endlich] selbst der einem gerechten Landesfürsten so eigene Wunsch, alles sehen und lenken zu wollen; dieses sind mit wenig Worten die aus den innern Verhältnissen des Staats hergeleitetn Ursachen des Sinkens der öffentlichen] Verwaltung, der Hemmung aller Geschäfte.

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