Domanovszky Sándor: József nádor iratai II. 1805-1807. (Budapest, 1929)
1806
Der Eingang des obberührten Handbillets vom 16-ten [Decemjber liefert einen neuen Beweis der Fürsorge Eurer Majestaet für das Wohl Ihrer Unterthanen, des Antheils, welchen Sie an ihrem Schicksaale nehmen. Mit Dankbarkeit erkennt jeder Ihrer Unterthanen, er sey ein Deutscher oder Hnngar, diese väterlichen Oesinnungen und macht daher auch gleiche Ansprüche auf die Aeusserungen und Wirkungen derselben. Unverkennbar sind die Beweise von Treue und Anhänglichkeit, welche die Bürger der deutsehen Erblande neuerdings am Tage gelegt haben, lobenswürdig ist ihr standhaftes und entschlossenes Benehmen, wodurch sie sich selbst die Achtung ihrer Feinde erwarben, doppelt schätzbar werden sie dadurch ihren Mitbürgern, denen Hungarn, bey welchen Vaterlandsliebe, Anhänglichkeit zum Könige und der Verfassung eben so warm, wo nicht heftiger im Herzen glühet. Daher, und da die deutschen ErBlande weit mehr als Hungarn von denen Unglücken des Krieges heimgesucht worden, verdienen selbe allerdings in diesem Augenblicke Eurer Majestaet vorzügliches Augenmerk, allein eben jener Umstand, daß Preßburg die eintzige Stadt im Königreiche Hungarn ist, welche die Drangsaalen des Krieges fühlen muste, daß das gantze übrige Land nicht zur Erleichterung ihrer drückenden Last beytragen konnte, heischet, daß Eure Majestaet auf selbe eine nicht minder gnädige Rücksicht nehmen und sie in die Zahl jener Theile Ihrer Monarchie gnädigst rechnen mögen, für welche Friede das einzige Mittel war, ihre gäntzliche Zerstöhrung zu verhüten. Allein nicht bloß des Feindes Einmarsch, sein längerer Aufenthalt, die Verlegung des wirklichen Kriegstheaters in ein Land können selbes seinem Untergänge, der Verwüstung nahe führen; auch die Aufstellung der eigenen Armee in einer concentrirtern Dislocation, wenn deren Verpflegung nicht durch Magazine gedeckt ist, Durchmärsche häufiger Truppenahtheilungen und gantzer Armeen, ausserordentliche Transporte können auch das fruchtbarste und reichste Land in die traurigste Lage versetzen, und dieses wäre der gegenwärtige Fall Hungarns gewesen, dessen grosser Theil durch besagte Beschwerden unausbleiblich hätte zu Grund gehen müssen, wenn nicht noch bey Zeiten ein Friede erfolgt wäre, welcher allein das Verderben dieses Theils des Landes entfernen wird. Es kann also auch Hungarn mit Recht auf jene Fürsorge Anspruch machen, welche Eure Majestaet Ihren deutschen Ländern widmen, da es sich selber nie unwerth machte. Die Wahrheit dieses letzteren Satzes muß das Selbstgefühl jedes redlichen Hungarns auf eine empfindliche Art rege machen, wenn ihme der lezte Theil des anfangs erwähnten Handbillets unter die Augen körnt, worinn Eure Majestaet dieses Land des Mangels an Nachdruck und Gemeingeist beschuldigen, welcher,