Domanovszky Sándor: József nádor iratai I. 1792-1804. (Budapest, 1925)

1801.

keineswegs denen sieh später entwickeln könnenden Talente allen Weeg zu ihren Fortkommen, da jene Personen, bei welchen sich solche entwickelten, auch später die Schule besuchen können. 2-tens, daß nachdem die Talente unter allen Menschenklassen gleich verteilet sind, es unbillig sei denen adelichen und reichern Bürgern einen Vorzug vor den ärmern Bürger und Landmanne zu geben. Dieser Einwurf kann eben so wenig, wie der vorher­gehende bei einem vernünftigen Menschen Eingang finden. Denn der Adeliche hat hunderterlei Weege, in welchen er seine Kinder unterbringen kann, und selber ist allein hinlänglich, um alle im Lande befindliche Anstellungen zu besetzen, dabei hat er auch meist Mitteln seine Kinder, selbst wenn sie nicht einen besondern Fortgang in Studien gemacht haben, zu ernähren, oder sie zu den Militairstand zu widmen; ein gleiches hat auch bei dem reichern Bürger statt, er ist also nicht gezwungen, wie der Handwerker, seinen Sohn eine, wenn auch noch so elende Anstellung zu ver­schaffen, und selber braucht sich nicht in der Not auf Winkel­schreibereien und Betrug zu verlegen. Es wäre zwar zu wünschen, daß man den kleinern armen Adel in die nämliche Cathegorie mit dem Bürger- und Bauernstande setzen könnte, weil er sich von selben den Ausserlichen nach gar nicht unterscheidet, da aber in Hungarn ein jeder Edelmann gleiche Vorrechte besitzt, so kann dieses nicht statthaben. 4tens. Müssen die Studien in denen normal, lateinischen und hohen Schulen dergestalt verteilt werden, daß sie den Fähigkeiten der Schüler verhältnismässig, und nicht zu sehr gehäuft sein, und zu einem jeden ein solcher Zeitraum gesetzt werde, daß binnen demselben auch Schüler von mittelmässigen Talenten ihre Studien gründlich beendigen können. Dahero sind alle nicht wesentliche Studien zu beseitigen und die Lehrart so viel möglich zu simplifiziren. Es ist gegenwärtig die allgemeine Klage, daß die studirende Jugend mit zu viel Gegenstände auf einmal beschäftiget, ihr Gedächtniß überhäuft werde, und dieselbe dahero wenig gründlich lerne. Diese Betrachtung scheinet mir um so wichtiger, als ohne­hin der Geist gegenwärtiger Zeit meist nur auf das Ausserliche gehet; ein jeder nur zu brilliren trachtet, das Gründliche aber ver­nachlässiget, dahero, wenn man nicht bei Zeiten dem Übel vor­bauet, in die Zukunft der Fall eintreten kann, daß man keine Männer von gründlichen Kenntnissen zu den Professorsstellen mehr finden wird. 5° Endlich ist es von der grösten Wichtigkeit, daß auf die Sitten und Religion der studirenden Jugend, besonders bei gegen­wärtigen Zeiten, wo Unsittlichkeit und Irreligion so stark einge­rissen haben, gesehen werde. Gute Sitten und Religion sind die Grundfesten des Staates, sind diese einmal erschüttert, so wankt auch selber, es ist also notwendig durch gute Schulgesetze und

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