Domanovszky Sándor: József nádor iratai I. 1792-1804. (Budapest, 1925)
1795.
Dir dadurch eine Menge Fehltritte ersparen wirst, wovon die Folgen oft unabsehbar werden könnten. Die natürliche Trägheit zu überwinden soll eine Deiner Hauptpflichten sein; denn laßt Du Dich hierin gehen, so wird sie immer überhandnehmen und Dich endlich zum gleichgültigen und müßigen Leben, den Ursprung aller Laster führen und Dich in den Augen der ganzen Welt verächtlich machen. Dieserwegen wirst Du Dir selbst eine Tag- und Stundenordnung bestimmen. Jedenmann anzuhören wird Deine Pflicht sein und ist ein großer Trost für jene, die Dir ihre Not klagen wollen, auch wirst Du sie darum mit guter Art und Geduld anhören: ersteres ist besonders nötig, wenn man gezwungen ist den Bittestellern ihr Begehren als untunlich vorzustellen und ihnen abzuschlagen. Jeden Abend muß Dein Arbeitstisch rein und alle Deine Geschäfte in Ordnung, Deine Schriften an Ort und Stelle sein. Die Befolgung dieser Ordnung verschafet Beruhigung und mehr Zeit zum Ausrasten, weil sich dann die Geschäften nie außerordentlich häufen. Deine einzige Sorge wird sein, Deine ganze Zeit, die Frucht Deiner Studien, auch alle Deine Kräften dem Dienste des Staates zu widmen, und Du mußt Dich nicht scheuen ihm alle Unterhaltungen, allen Umgang, ja sogar, wenn erforderlich, Deine Gesundheit mit Freuden herzugeben. Halte gute Wirtschaft in Deinen Ausgaben, besonders aber eine gute Ordnung in selben, denn nebst dem, daß Du immer eine saubere Haushaltung haben mußt, so ist es erwünschlich, daß Dir eine Ersparung teils für unvorgesehene Fälle, vorzüglich aber um gutes zu tun und Notdürftigen zu helfen, verbleibe. Dieserwegen entferne von Dir alle jene Personen, welche unterm Vorwand von Projekten und Deinen Unterhaltungen zu schmeicheln Dich zu allzu großen Ausgaben verleiten wollen, um selbst dabei zu gewinnen oder Dich zu mißbrauchen. Die Tätigkeit empfehle Ich Dir unausgesezt, besonders in Antreibung der Untergebenen zu ihren Amtspflichten, die Du zu den unvorgesehensten Stunden überraschen wirst; indem es nicht genug ist zu befehlen, sondern man muß auch sehen, ob das, was man befohlen, befolget wird. Du wirst die öffentlichen Arbeiten und Anstalten ansehen, jene betreiben und aufmuntern, die die Aufsicht darauf haben. Du wirst das Land bereisen, jedoch ohne Pracht, um nicht gezwungen zu- sein unnütze Ausgaben zu machen. Dadurch wirst Du die Sachen in ihrer wahren Lage sehen und den Innwohnern der Gegenden, die Du bereisest und die nicht im Stande sind, Dich in der Hauptstadt aufzusuchen, Gelegenheit verschaffen, ihre Klagen und Not Dir vorzustellen.