Hajnal István: A Kossuth-emigráció Törökországban, I. kötet (Budapest, 1927)

IRATOK

vorgestern an. Ich erfuhr, dass er zum Herrn Halim Pascha geführt wurde und schickte meinen Adjutanten hin, mit der Bitte, alle Flüchtlinge, die einzeln aus Ungarn, den grossmütigen Schutz des Sultans ansprechend, hier ankommen möchten, so wie namentlich jetzt der Hauptmann Németh, zu mir geleiten zu lassen, damit ich mich überzeuge, ob er wahrhaftig ein Emigrant sei ? fragte zu­gleich nach, was er mit solchen später unter türkischen Schutz sich begebenden Existenzen zu thun gedenke ? und wie er sie auf­nehmen werde? Halim Pascha sandte mir zur recht höfliehen Antwort, dass er den Capitain Németh noch gestern zu mir führen lassen werde und falls ich Ihn als einen Emigranten angebe, er und jeder, der in ähnlicher Eigenschaft noch später kommen sollte, ebenso ein willkommener Gast Seiner Majestät des Padischah sein werde, wie wir alle. Unterdessen erfahre ich heute, dass der Capitain Németh, anstatt dem gegebenen Versprechen gemäss mir vorgestellt zu werden, zurück nach Widdin escortiert würde. Ich, so wie andere, remonstrieren dagegen. Halim Pascha antwortet : er habe ihn darum zurückgeschickt, weil er keinen Pass gehabt! Nun bei Gott, was heisst dann der Schutz der Pforte, wenn der Mangel an einem Passe hinlänglich dazu ist, um einen Emigran­ten, der gekommen ist um den Schutz des Padischah anzusprechen, zurück in den Rachen seiner Henker zu jagen ! Wie soll ein refugié einen Pass haben ? Derjenige der einen hatt, kann ihn nur entweder unter falschem Namen bekom­men haben, oder aber ist ein gedungener Spion und kein ver­folgter refugié. Da kann man ja uns alle zurückjagen, den keiner von uns hatt einen Pass von unserem Feinde Osterreich, ja selbst wollte es uns einen geben, nehmen wir ihn nicht, denn wir erkennen seine angemasste Autorität nicht. Ferner lies er mir sagen, dass er den Hauptmann Németh darum zurückgeschickt, weil es Fälle gibt, wo Emigranten in geheim sich flüchten. Nun bei Gott ein triftiger Grund, unschuldige zu strafen, weil es schuldige gibt. Ich fragte: kommen in der türkischen Armee keine Desertionen vor? und werden darum unschuldige gestraft ? Sie wissen, Herr Major, dass, wenn jemand, ich gewiss am meisten diese Desertionen misbillige und jeden ähnlichen Sehritt für Verrath an den Interessen der Emigration und an den Pflichten der Dankbarkeit gegen die Pforte betrachte, aber ist es den wirklich ein so arges Verbrechen, wenn jemand sich durchaus nichts beschützen lassen will ? Man möge Schutz gewähren denen,

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