Hajnal István: A Kossuth-emigráció Törökországban, I. kötet (Budapest, 1927)

IRATOK

Rettung mir nur sehr angenehm sein. Indessen, da Sie ein so warmes Interesse für Ihre rückbliehenen Unglück sgefährten zeigen und es Ihnen gelungen ist, den braven Vertreter von Englands warmen Sympathien für uns zu interessiren, so liegt mir viel daran Sie mit dem Standpunkte bekant zu machen, der mir der einzig richtige zar Auffassung unserer Verhältnisse seheint und den, falls Ihr Wirken uns wahrhaft nützlich sein soll, stets im Auge zu behalten und die gemeinsamen Interessen individuellen Rücksichten nicht unterzuordnen ich Sie recht inständig bitten muss. Ihr werther Brief bringt mir die Uberzeugung, dass Sie das Benehmen der türkischen Regierung vis a vis unser als sehr drückend und unsere Lage als sehr misslich betrachten. Sie scheinen zu glauben, dass für uns nichts erwünschter sein könnte, als je eher von hier zu entkommen. Es ist wahr, dass unser Loos sehr hart ist, es ist wahr, dass wenn es uns erlaubt wäre blos individuellen Confort als Lebensziel zu betrachten, wohl wenige unter uns sind, die nicht die Existenz in einem christlich-europäisch civilisirten Lande vorziehen würden. Wir dürfen aber unser Selbst nicht als unser Lebensziel betrachten, viel mehr müssen dies als sehr untergeordnet betrachten. Ebenso wie in unserem Freiheitskriege, wir unser Leben, unsere Güter, unsere Familie selbst, eines höheren Zweckes wegen auf die Würfel setzten, ebenso müssen wir unsere Existenz hier nicht aus individuellem Standpunkte, sondern aus diesem höheren betrachten. Und so betrachtet erscheint die Sache gantz anders. Wir müssen nicht nur nicht wünschen von hier einzeln wegzukommen, sondern all unser Trachten muss dahin gerichtet sein, dass die ungarische Emigration vereinigt, nicht von einander getrennt, viel­mehr als Körperschaft constituirt und consolidirt in der Türkei so lange verbleibe, bis nicht alle Hoffnung eines mögliehen Wirkens für das Vaterland, (was Gott verhüthen möge,) geschwunden ist. Nur so können wir die Unabhängigkeit Ungarns repraesentieren, so können wir als lebendige Protestation vor der Welt gegen alles dastehn, was mit der Unabhängigkeits-Erklärung, diesem einzig legitimen fundamental Acte Ungarns in Wiederspruch steht. Nur so können wir bei günstigen Verhältnissen thätig in das Geschick unseres Vaterlandes eingreifen und falls es zum Kriege zwischen der Pforte und Russland samt seinem Satelliten Oesterreich kommen sollte, wirksam auftreten. Zerstreuen wir uns aber in der weiten Welt, so sinken wir zu Individuen herab, verlieren die cor­porationelle Existenz, repraesentiren nichts, würden uns auch im günstigsten Falle nicht mehr sammeln können und selbst im Falle eines Krieges uns höchstens einzelo, doch auch so schwer in unser Vaterland schleichen, nicht aber als constituirte Körperschaft als Kern auftreten können. Zu dem müssen wir gerecht und billig sein.

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