Hajnal István: A Kossuth-emigráció Törökországban, I. kötet (Budapest, 1927)
IRATOK
greifen, wie siet die hohe Pforte, die sich bis jetzt so grossmüthig und muthig in unserer Angelegenheit benahm, zum Kerkermeister des verachtungswürdig schwachen Österreichs gebrauchen lassen kann, ein Herabsinken von Ihren hohen und edlen Stellung, wie Sie sich es vis a vis des mächtigen Russlands nicht gefallen Hess. Sie liess sichs nicht gefallen, denn Russland stipulirt ja nun mehr nicht die Auslieferung, sondern bloss die Entfernung aus dem ottomanischen Reiche für die Emigration, Österreich aber wagt es die Pforte zum Amte eines Gefängniss-Wärters zu erniedrigen. Jenes Österreich, welches wir, trotz seiner höllischen Politique, womit es die Völker Ungarns slavischer Zunge gegen uns zum Kriege führte, mit unserer unvorbereiteten Macht in den Staub traten, so dass es sich selbst an den Czar verkaufen musste, um sein abhängig schwaches Dasein zu fristen. Jenes Österreich, welches jeden Lebens-Elementes so sehr entbährt, dass es der Türkei weder als Freund nützen, noch als Feind schaden kann und wenn es schaden könnte, trotz dieser Nachgiebigkeit der hohen Pforte, schaden muss, denn nicht Baron Stürmers Diplomatie, sondern des Gzaren Befehl werden seine Politique und Taten regeln. Es ist eine allgemeine Meinung des grössten Teils der Türken selbst, dass wenn die Türkei jetzt, so vielen Unterstützungen sicher, nicht längstens im Frühjahre den Krieg mit Russland beginnnt, Ihr Untergang in Europa so viel als sicher ist. Für den Fall des Krieges werden ihr Englands und Frankreichs Flotte zu Hilfe eilen, doch das Zerstören Sebastopols, Odessas, Kronstadts und Petersburgs und eine Flotille in der Donau heisst noch nicht Russland besiegen, dazu ist continentale Hülfe nötig, diese aber ist nur von Schweden, von Pohlen, vorzüglich aber von Ungarn zu erwarten, von jenen Ungarn, wo jedes Männerherz von Wut kocht gegen Russland und Österreich, wo auf unser Erscheinen an der Gräntze hunderttausende von Helden zum Kampfe eilen würden, von jenen Ungarn, dessen Eroberung noch keinesfalls vollendet ist. Denn ein Phänomen ist in Ungarn wahrzunehmen wie kein ähnliches die Geschichte kennt. Jeder Ungar sieht entschlossen zum Kampfe erwartungsvoll gegen den Orient, jedes Kind betet um das Erscheinen einer türkischen Armee und dieser Wunsch gehet soweit, dass man sich einbildet schon den Donner türkischer Kanonen zu hören und dieser Wahn äussert sich in solchen Erklärungen, in denen Österreichs und Russlands Untergang besiegelt erscheint. Lasset einmal die Kunde von unserer Deportation nach Asien in unser Vaterland kommen und die bittere Täuschung wird den Hass gegen die Türkei kehren und die Türkei hat, anstatt der Alliierten — Feinde!