Ludwig Fekete: Einführung in die Osmanisch-Türkische Diplomatik der Türkischen Botmässigkeit in Ungarn (Budapest, 1926)
PALÄOGRAPHISCHER TEIL
Die Abschriften verfertigt und gesammelt. Indessen Spaltung der m arabischen lagen diese Zentren weit auseinander und standen Schrift. wenig miteinander in Verbindung, weshalb sich ihr geistiges Leben schon aus Gründen der weltlichen und geistlichen Politik in divergenter Richtung entwickelte. Demzufolge nahm die anfangs einheitliche Schrift ausser durch die immanente Entwicklung auch unter örtlichen Einflüssen neue Formen an, bezw. bildete neue Spielarten aus. In das Wesen der Schrift einschneidende Veränderungen zeigen doch nur die sogenannten Haupttypen. Die Nebenzweige oder Untertypen weisen keine augenfälligen Merkmale auf. Solche konnten sich schon bei der geographischen Nähe mancher Gegenden, von wo besondere Typen ausgegangen waren (Mekka: hatf' 1 mekkevi i£j£+ ia^., Medina: haft'' medxnevi iSy*^* Basra: hßft* basrevi t£jj~a> iaJ>-) und wegen der daraus folgenden Beziehungen nicht entwickeln. Der Grundstrich des arabischen Ductus ist ein nach oben spitzartig endender Wellenstrich oder eine spitzenartige Linie, die Zähne nach oben gewendet. Im grossen und ganzen zeigen alle Schrifttypen dieses Grundmotiv, aber die Führung und Stilisierung der Linie ist bei den einzelnen verschieden. Die unzähligen Untertypen — von denen wir von etwa hundert den Namen und mehr oder minder wichtige Charakteristika kennen, pflegt Die sechs ma n in sechs Grundtypen (aklam' 1 sitte » Grundtypen. ses kalem ^ einzuteilen. Einige nehmen als solche den Sülüs-, Nesih-, Muhakkak-, Rihäni-, Tevki - und Rik'atypus an, 1 andere hingegen den Sülüs-, Nesih-, Rik'a-, Diväni-, Ta'llk- und Idzäzettypus. 2 Also ist die Auffassung schon im Anfang geteilt. Für die türkische Diplomatik ist diese Frage viel weniger wichtig als das Bestimmen der Typen, welche die Osmanlitürken vorzüglich gebrauchten oder weiter entwickelten. Diese Typen sind: Kofi-, Nesih-, Muhakkak-, Sülüs-, Ta'llk-, 1 Hüsn mi hau risälesi ('Abhandlung über Schönschrift :> ). Hs. in Millet( c All Eimri)-Bibliothek von Konstantinopel, No 1096. * EI I. 404. Eine neuere Handschrift (Ta c n/"' hutut-' müsta c mele der lism*' türki c Beschreibung der in der türkischen Sprache gebräuchlichen Schriften') empfiehlt zur Unterscheidung der Typen ein besonders gelochtes Papier (Konstantinopel, Milletf'Ali Emir!]-Bibliothek). Sikeste-, Diväni-, Rik'atypus und die mit diesen engverwandten Spielarten. Die ältesten arabischen Denkmäler sind im Der Kvfitypus. Kofi- und Nesihtypus abgefasst. Obschon die im Nesihtypus geschriebenen Denkmäler nur wenig jünger sind, ist es sicher, dass der Küfitypus (hatf 1 küfi jy' Ja^-) der ältere ist. Der Küfi ist nämlich Gliederschrift. Jeder Buchstabe besteht aus mehreren Teilen, zwischen denen die Feder gehoben wurde. Der Nesihtypus ist dagegen eine entwickeltere, spätere Form. Der Kofi hat seinen Namen nach der Stadt Kufe, wo er zuerst in amtlichem Gebrauche stand. 1 Seiner ältesten Verwendung nach (a. D. 568.) ist dieser Typus älter als Kufe, ja selbst als der Islam. 2 Nach der Tradition war der beste Schreiber dieses Typus der Khalif 'Ali, ein Reformator dieses Typus war Ibn Mukla. s Das Alphabet des Hatt* 1 küfi bestand aus 22 Buchstaben. Die eckigen Formen der Buchstaben verweisen auf ein primitiveres Stadium der Schreibkunst, in dem noch meist harte Materialien die Schrift aufnahmen und der Meissel als Schreibwerkzeug diente. In Handschriften wurde sie auch dann noch gerne gebraucht, als schon schmiegsamere Formen sich herausgebildet hatten. Die Blütezeit dieses Typus fällt in das 10.—12. Jahrhundert. Im Laufe der Zeit schleifen sich die starren, eckigen Formen durch den häufigen Gebrauch und die wachsende Schreibfertigkeit ab und der Typus verliert immer mehr sein eigenartiges Gepräge. 4 Die älteste, sehr einfache, namentlich in Hand- Die Spielarten des Schriften vorkommende Spielart des Kofi, nannte Küfitypus. » Habib, 11. 2 Seine ältesten handschriftlichen Denkmäler (a. H. 168. = a. D. 784/5) befinden sich in der Bibliothek des Khedive zu Kairo und im Evkäfmuseum (^ej^ ZU Konstantinopel. 3 Seine anderen Namen sind: l Ali ibn Mukla *U« ¿¡1 Ebu c Ali Mohammed bin c Ali ibn Mukla ¿1 > ^ > >J JU-, Ebu c AH Mohammed bin c Ali bin Hasan ibn Mukla y\ te* jjl & > üi ^ >• Geb. a. H. 272 (= a. D. 885/6) zu Bagdad, brachte er es dank seiner Befähigung als Schreiber dreimal zur Stelle eines Wesirs. Als man ihm die rechte Hand abgeschnitten hatte, schrieb er mit der linken. Er starb zu Bagdad a. H. 328 (== a. D. 939/40). (Habib, 21., Pertsch: Die persischen Handschriften der herzoglichen Bibliothek zu Gotha, Wien, 1859., 4.) 4 Hüsn-» hatt risälesi.