Ludwig Fekete: Einführung in die Osmanisch-Türkische Diplomatik der Türkischen Botmässigkeit in Ungarn (Budapest, 1926)

PALÄOGRAPHISCHER TEIL

Der Nesihtypus. man den antiken Kofi (küfv 1 ( atJk J^xc jy"). 1 Er dient seit dem 13. Jahrhundert als Schmuckschrift und Ornament. In dieser Eigenschaft heisst er auch Schmuckkûfï (küfv 1 müzejjen j>.^> *ljO. Später entstand eine Abart, in welcher sich die Buchstaben in efeuartigen Ranken um ihre Striche winden und die hohen Buchstaben sowie die sogenannten Dindänspitzen (ôtJû-0 mit Blumen verziert sind, weshalb diese Abart auch Blumen­küfi (cicekli küfl jjf ^C^>.) heisst. Eine weitere Abart ist der SchachbrettkUfi (küfv 1 safrandzJ *Jy" )• In meanderartigen Schlingungen laufen die Buchstaben über ein in Quadrate geteiltes Blatt, so dass gerade die Hälfte der Quadrate beschrieben ist. Diese Spielart fand ihre Verwendung bei der Auschmückung von auf Kreisgrund konstruierten Saaldecken, Levhäs, u. s. w. 2 Sie hat die dekorative Gestalt ihres feier­lichen Charakters bis in die neueste Zeit bewahrt. Der Kufïtypus hat sich im Westen in den zahlreichen Varianten des Magribïtypus weiter­entwickelt, im Osten — in Mesopotamien und Persien — verfiel er und artete in Verzerrungen aus. Im Staatsleben der Osmanlitürken trat der Kufïtypus hinter anderen, besser ausgebildeten und leichter lesbaren Typen zurück. Auf einzelnen Gebieten war er auch später noch in Gebrauch, so auf religiösen Inschriften, Levhäs, Münzen' und — was für die Diplomatik wichtiger ist — auf Siegeln. Die Ausbildung des Nesihtypus (hatt'' nesih Ja^.) schrieb die Tradition Ibn Mukla (oO *djL*), dem „Imäm der (Schön-)Schreiber" (irnäm ül-haüätln 0}kU*JÜ ^Ll), zu. Doch haben wir Denkmäler dieses Typus, die ein Jahrhundert älter sind als Ibn Mukla. Berger glaubt, dass der Nesih, vom Kofi unabhängig, in Ägypten ent­standen sei und von der nabatäischen Schrift abstamme. Ausser in Inschriften war er auf Münzen, Levhäs 4 u. s. w. in Gebrauch, doch diente er nament­1 TOEM, II. 631. 1 WMBH, I. 509. 8 Bei den Osmanlitürken zuerst auf den Akce Urhäns (1326—59). (Ismâ'îl Gälib, Halll Edhem.) * Die meisten Besmele-levhäs sind in Nesihtypus ge­schrieben. lieh zur Nieder- und Abschrift von Kodexen theo­logischen Inhalts, besonders Tefslrs (s^Jo) und Hadls (vioj^). Darin ist auch der Ursprung des Namens zu suchen: nesih heisst 'Abschrift, Kopie*. Mit der Zeit wurde er schlechthin der bei dieser Arbeit verwendete Typus. Im 12.—13. Jahrhundert blühte der Nesih =i Ejjübi ("der Nesih der Ejjübdynastie* ^^Jfl am Ende des Mittelalters, vom 14. Jahrhundert an, der Nesih'' memlüki (der Nesih der Memhlken J^Jur in Ägypten, im 12.—13. Jahrhundert der Nesih'' seldzuki ('seldzukischer Nesih* Jy*L~> £-J) in Kleinasien. Eine im Fürstentum Zl-l-kadrije übliche Schwesterform übernahmen die Osmanlitürken und entwickelten daraus den nach ihnen benann­ten Nesih"' l osmärii (osmanischer Nesih' <i£c i). 1 Die mohammedanische Welt sah in den Osmanlitürken die ausgezeichnetsten Handhaber dieses Typus. Sie haben mit reinem Geschmack seine Harmonie und seinen äusseren Reiz zu einem hohen Grad gesteigert. Dank seinen ruhigen Linien, den genau gehaltenen Massen, seiner Freihet von Übertreibung, Weitschweifigkeit und unnötigem Schmuck, dank ferner der soliden und genauen Struktur, wurde er zum verbreitetsten Typus des Buchdrucks. Seine Buchstaben folgen einer dem andern auf einer geraden Linie in gleicher Höhe. Da er noch über die diakritischen Punkte hinaus Zeichen für richtige Aussprache besitzt, ist er zur Nieder­schrift der wichtigsten Texte der heiligen Bücher geeignet. Man unterschied, bezw. schmückte die mühmel (j-*f*) der einzelnen Buchstabengruppen, d. i. deren durch diakritische Punkte nicht bezeich­nete Formen (J>, J, J*, J»), durch unter diese Buchstaben gesetzte Punkte oder Kreise ( 0 ), bezw. durch oberhalb gesetze Striche oder Akzente. 2 Diese feierliche Abart hiess nesih dzellsi (^^«4*- ^~J) oder nesih divänisi (^~JJI_#-> ^LJ). Ihr stand die, kurz nesih genannte, einfache Form gegenüber, während der Ubergangstypus der beiden Typen vasat (ia-j) hiess. Den Nesihtypus bringt man in Verbindung mit dem in Nordarabien gebräuchlichen Karmata­1 TOEM, VI. 647. * Hablb, 23., Beck, I. 220. Die wichtigsten Spielarten des Nesih­typus. Die Eigen­tümlich­keiten des Nesihtypus.

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