Ludwig Fekete: Einführung in die Osmanisch-Türkische Diplomatik der Türkischen Botmässigkeit in Ungarn (Budapest, 1926)
PALÄOGRAPHISCHER TEIL
Eine besondere Stellung hat hierbei das Ungarische. Es war zur Zeit der Botmässigkeit Verständigungsmittel nicht nur der auf unterworfenem Gebiet fungierenden ungarischen Körperschaften (z. Bsp. Städte), sondern diente auch als Korrespondenzsprache im Verkehre des Wiener Hofes und der Bezirksbehörden mit den Budaer Pasas. In den Jahren 1552/53 konnte 'Ali Pasa das „in der ungläubigen Sprache" (kjäfirdze J>£) an ihn gerichtete ungarische Schreiben noch nicht lesen; seine Nachfolger aber korrespondieren seit 1554 mit dem Hof wie mit den Nachbarbehörden in ungarischer Sprache. 1 Die Urkunden in fremden Sprachen schrieben sie mit den zugehörigen Buchstaben, nur ausnahmsweise mit arabischen. 2 öfter noch ist das Gegenteil hiervon zu bemerken, dass sie nämlich türkische Texte, selbst Urkunden, mit fremden Lettern (lateinisch, cyrillisch) schrieben. 3 Da diese Arbeit sich ausschliesslich mit dem in türkischer Sprache mit arabischen Lettern geschriebenen Urkundenmaterial beschäftigt, geben wir im folgenden die wichtigsten, in der Zeit der Botmässigkeit, d. i. im 16.—17. Jahrhundert, von den Türken mit Vorliebe verwendeten Typen der arabischen Schrift wieder. Die Zeichen des arabischen Alphabetes kann man auf vierzehn Grundtypen (I U^J jg*/J? Das c j J > j t>) zurückführen. Daraus haben sich arabische Alphabet, unter syrischem Einfluss, durch Setzung von sogenannten diakritischen Punkten, die weiteren Verwendungen ergeben, so im Westen (magrib o die J für J>, die ^ für ,J» im Osten (mesrik 3j^) — auf persischem Sprachgebiet — die £, J, iJ, 4 doch war ihr Gebrauch auf einzelne Gebiete beschränkt. Die Osmanlitürken bedienten sich des Mesrikl-alphabetes. Interpunktionen kennen weder die Kodexe 1 Von diesen Briefen gab die Ung. Akademie der Wissenschaften 451 heraus: A budai basák magyarnyelvű leve lezése (Der Briefwechsel der Pasas von Buda in ungarischer Sprache), I. 1553—1589. Hrg. von Alexander Takáts, Franz Eckhart und Julius Szekfü, Budapest, 1915. 2 WMBH, I. 496. 3 Glasnik, XXVI. 551. — Auf den Münzen des Fürstentums Saruhän waren vor dem Jahr der H. 800 (= a. D. 1397/98j Aufschriften in lateinischen Buchstaben. (TOEM II. 619.) •EM. 399. noch die Urkunden. 1 Der Punkt kommt wohl vor, aber nur als Schmuckzeichen. Die arabische Schrift (haft'' 'arabi «j^JaJj Die arabische usul' 1 l arabi <j >t/ A Jy*\) hat schon auf den ältesten Schrift ist Denkmälern den sogenannten vierzeiligen Typus: y ' erzeilt %' der Rumpf der Buchstaben sitzt zwischen zwei parallelen Zeilen, die Stiele gehen nach oben, bezw. unten zu einer dritten und vierten Parallelzeile. Diesen Grundzug kann man in allen Wandlungen und Abarten der arabischen Schrift verfolgen. Diese eroberte im Gefolge des mohamrne Die Ver breitung der danischen Glaubens in kürzester Zeit ein riesiges arabischen Schrift Gebiet. Nach Osten und Westen reichte sie bis an die Ufer des Grossen Ozeans, nach Süden bis nach Mittelafrika hinein, nach Norden verlor sie sich in Sibiriens Steppen. Nach Nordwesten sind die äussersten Punkte, bis zu denen sie von ihrem Verbreitungszentrum aus vorstiess, zur Zeit der Botmässigkeit Papa, Nyitra, Zölyom. Die Zahl der Schrifttypen dieses ungeheuren Gebietes beträgt einige Hundert. 3 Zum osmanli türkischen Schriftwesen traten indes nur solche Schrifttypen in engere Beziehung, die an den Ufer gebieten des Mittelmeeres und in Vorderasiens Westraum bis auf persischen Boden heimisch waren. Da das starke religiöse Gefühl im Abschrei ben der hochentwickelten theologischen Literatur reichen Schreibstoff fand und jeder Schönschreiber (hattet Jolki, hbsnüvis ^JJ^J^) es als moralische Pflicht betrachtete, im Laufe seines Lebens wenig stens eine Kor'änabschrift hergestellt zu haben, wurden an einigen Zentren, wo sich die geistigen wie materiellen Voraussetzungen zur Beschäftigung mit Kultur und Wissenschaft zusammenfanden — z. Bsp. am Khalifenhofe — eine grosse Zahl von 1 In all den Hunderten von OsmanliUrkunden ist nicht ein einziges Satzzeichen zu finden. Im arabischen Schriftwesen haben sich Interpunktionen erst im Buchdruck herausgebildet, besser: sich eingebürgert, da sie aus dem Lateinischen entlehnt sind. Das Rufzeichen (!) wurde unverändert übernommen, aber die Schreibrichtung der Strichpunkte (0 und des Fragezeichens (?) wurde umgedreht. Man hat auch den Punkt übernommen, doch da dieser schon die Bedeutung 0 (Null) hatte, ist er jetzt zweideutig: Zeichen für Punkt (.) und für NuU (. eventuell eckig: • )• 2 Mehmed Rüvendi oder Nedzmeddin Abu Bekir Moham med aus der zweiten Hälfte des 6. Jhdts n. d. H. (= a. D. 1156—1203) konnte 70 Typen schreiben. (EI I. 408.)