Jakó Zsigmond: Erdélyi okmánytár I. (1023-1300) (Magyar Országos Levéltár kiadványai, II. Forráskiadványok 26. Budapest, 1997)

FORSCHUNG DER MITTELALTERLICHEN DIPLOMATISCHEN QUELLEN IN SIEBENBÜRGEN

ten anderthalb Jahrhunderte bis heute entstanden sind. Da die ungarische Forschung die Erschließung einseitig auf den Zeitraum des Fürstentums, die rumänische jedoch auf die Quellen des XVIII. —XIX. Jahrhundert konzentrierte, war die naturgemäße Folge eine dementsprechende Quellenedition. In dieser Richtung wirkte auch die Änderung der An­schauung, die Siebenbürgen nicht mehr als historische Entwicklungseinheit betrachtete, sondern das ganze Land auf ethnischer Grundlage in seine Bestandteile zerteilte und diese mehr oder weniger in der ungarischen, rumänischen und sogar der deutschen Geschichte vermengte. Freilich blieb dies nicht ohne Wirkung auf die Veröffentlichung des mittel­alterlichen Urkundengutes. Die Ergebnisse der Zeit der Handschriftlichkeit realisierten sich auf ganz andere Art, wie von der Forschergeneration vor 1848 vorgestellt. Das beinahe druckfertige Diploma­tarium Transsilvanicum von József Kemény blieb in Manuskript. Reschner und seinen Mitarbeitern erging es insofern besser, als der von Karl Schwarz (1817—1875) zum Druck vorbereitete arpadenzeitliche Teil ihrer Handschrift von Georg Daniel Teutsch (1817—1893) und Friedrich Firnhaber (1818—1860) im Urkundenbuch zur Geschichte Siebenbürgens (Wien 1857) veröffentlicht wurde, zum Teil mit Anmerkungen von József Kemény. Obwohl der Band — dem Titel zufolge — noch die Geschichte von ganz Siebenbürgen dokumentieren sollte, wurde diese frühere Konzeption von der jüngeren sächsischen Generation schon nicht mehr als ihr eigen empfunden, und so wurde diese Unternehmung in diesem Sinne auch gar nicht fortgesetzt. Nach dem Aussterben der älteren Forschergeneration hatten auch die Sachsen langezeit keine qualifizierten Mediävisten, die die Forschung und Publizierung in zeitgemäßer Weise fortgesetzt hätten. Es waren zumeist begeisterte Amateure, die zu ihren kirchlichen Urkundenbüchern von lokalem Interesse aus den vorangehend angehäuften Abschriften brauchbares Material auswählten. Das Urkundenbuch zur Geschichte des Kisder Kapitels vor der Reformation (Hermannstadt 1875) von Karl Fabritius (1826—1881), das Urkun­denbuch zur Geschichte des Mediascher Kapitels bis zur Reformation (Hermannstadt 1870) von Rudolf Theil (1844—1899) und Karl Werner (1845—1893) oder das Urkun­denbuch zur Geschichte der Stadt und des Stuhles Broos (VerArch 15/1880) von Albert Amlacher (1847—1939) gelten zweifelsohne als Gewinn, beweisen aber in bezug auf ihre Methode zugleich auch einen Rückstand von mehreren Jahrzehnten. Auch in der ungarischen Forschung herrschte zu Beginn des Dualismus (1867—1918) eine ähnliche Situation, wie dies aus der Quellenedition von Elek Jakab (1820—1897) hervorgeht. Für sein Urkundenbuch zur Geschichte von Klausenburg (Oklevéltár Kolozs­vár történetéhez. I —II. Buda 1870—1888) forschte er zwar in Archiven, wo er neues Material erschließen konnte, seine Editionsmethode blieb aber hinter den zeitgemäßen Erfordernissen zurück. Dasselbe gilt ungefähr auch für den mittelalterlichen Teil des Szekler Urkundenbuches von Károly Szabó (1824—1890), zunächst Bibliothekar des Siebenbürgischen Museum-Vereins (1859), dann Professor der Universität von Klausen­burg, der in Siebenbürgen als der beste ungarische Repräsentant der Diplomatik und der mittelalterlichen Paläographie galt. Editionsfragen in bezug auf mittelalterliche Urkunden lernte er in autodidaktischer Weise kennen, als Mitarbeiter der Archivforschung zum Werk Hunyadiak kora Magyarországon (Das Zeitalter der Hunyadis in Ungarn, Pest 1852—1857) von Graf József Teleki (1790—1855), Gouverneur von Siebenbürgen,

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