Jakó Zsigmond: Erdélyi okmánytár I. (1023-1300) (Magyar Országos Levéltár kiadványai, II. Forráskiadványok 26. Budapest, 1997)
FORSCHUNG DER MITTELALTERLICHEN DIPLOMATISCHEN QUELLEN IN SIEBENBÜRGEN
betrachtete aber als sein echtes Forschungsgebiet die Erschließung der ungarländischen alten Druckschriften. Mit dem Österreich-ungarischen Ausgleich (1867) wurde die Union zwischen Siebenbürgen und Ungarn verwirklicht und dadurch die schon seit langem fallige Vereinheitlichung des ungarischen wissenschaftlichen Lebens vervollständigt. Die Folge war eine allmähliche Verschmelzung der siebenbürgischen ungarischen und der ungarländischen Wissenschaftlichkeit. Die Tätigkeit der siebenbürgischen Fachleute wurde in die Institutionen der Hauptstadt eingebaut, viele übersiedelten aus Siebenbürgen nach Budapest, wo auch die Jugendlichen Karriere machen wollten. Dazu boten sich besonders in der Geschichtswissenschaft gute Möglichkeiten, da auf diesem Gebiet Jahrzehnte hindurch der Siebenbürge Sándor Szilágyi (1827—1899) und sein Freundeskreis eine führende Rolle spielten. Die zur Veröffentlichung geschichtlicher Quellen ins Leben gerufenen einheitlichen, grossen Reihen Magyar Történelmi Tár (seit 1856), Századok (1867) und Történelmi Tár (1878) boten auch den siebenbürgischen ungarischen Forschern neue und alles bisherige übertreffende Möglichkeiten. Durch die hauptstädtischen Möglichkeiten erübrigte sich eigentlich die siebenbürgische ungarische Quellenedition, die infolgedessen allmählich verkümmerte. Die Kontinuität wurde mehr oder weniger in der Zeitschrift Erdélyi Múzeum des Siebenbürgischen Museum-Vereins aufrechterhalten, die sich aber fast ausschließlich auf die Quellen des fürstlichen Zeitalters beschränkte. Für die moderne Bearbeitung mittelalterlicher Dokumente — eine Beschäftigung, die besondere Fachkenntnisse erfordert — zeigten die siebenbürgischen ungarischen Forscher immer weniger Interesse. In ihren Augen war das Mittelalter nicht so spezifisch siebenbürgisch und ungarisch wie die Periode des Fürstentums. Die einzige Ausnahme machte die nationale Romantik mit der eigenartigen Geschichte des Szeklervolkes; dem konnte das Szekler Urkundenbuch (1872) seine Entstehung verdanken. Gemäß der Konzeption des Nationalstaates wollten aber selbst die siebenbürgischen ungarischen Forscher die urkundlichen Quellen der Jahrhunderte vor der Dreiteilung des mittelalterlichen ungarischen Königreiches nicht in territorialen, sondern in einheitlichen Urkundenbüchern veröffentlichen. Daher wurden auch die Ergebnisse der siebenbürgischen ungarischen Forscher in diesen Publikationen veröffentlicht. Auf den Seiten von Árpádkori új okmánytár (I —XII. Pest 1860—1874) von Gusztáv Wenzel (1812—1891), Anjou-kori okmánytár (I —VII. Budapest 1878— 1920), Hazai okmánytár (I—VIII. Győr—Budapest 1865—1891) oder Hazai oklevéltár (Budapest 1879) ist alles zu finden, was die ungarische Forschung in diesen Jahrzehnten über die Geschichte Siebenbürgens erschlossen hat. Nun ist ja all das, womit die alte Geschichte Siebenbürgens durch die erwähnten Serien bereichert wurde, durchaus beachtenswert, verdienstvoll und unentbehrlich, doch mußte dafür mit der Rückständigkeit und der so gut wie völligen Verkümmerung der siebenbürgischen ungarischen Mediävistik gezahlt werden. DIE SÄCHSISCHE QUELLENEDITION Unter solchen Umständen kam die Modernisierung der Edition mittelalterlicher Urkunden der sächsischen Geschichtsforschung zu, die Ungarn und Rumänen waren daran nur