Jakó Zsigmond: Erdélyi okmánytár I. (1023-1300) (Magyar Országos Levéltár kiadványai, II. Forráskiadványok 26. Budapest, 1997)
FORSCHUNG DER MITTELALTERLICHEN DIPLOMATISCHEN QUELLEN IN SIEBENBÜRGEN
der bis Ende des XVIII. Jahrhunderts im Raum vorherrschend gewordenen Methoden und Ansichten. Die sich für die nationale Emanzipation einsetzenden Intellektuellen trachteten auch in der Geschichtsforschung mit der Entwicklung Schritt zu halten, indem sie sich über die Schranken der kyrillischen Schriftlichkeit hinwegsetzten. Die entscheidende Wende in dieser Richtung ist mit dem Namen des griechisch-katholischen Gheorghe Sincai (1753—1816) verknüpft, der an Stelle der früheren chronikenhaften Gattung die Form der Annal en wählte und die epischen Überlieferungen mit Hilfe der urkundlichen Quellen ergänzte und kontrollierte. Außer den Studien in Rom und Wien ermöglichten ihm dies die persönlichen Beziehungen und Arbeitskontakte mit Repräsentanten der zeitgenössischen ungarischen und sächsischen Geschichtsschreibung. Seine Mitarbeit mit Daniel Cornides, Márton György Kovachich und István Katona wirkte sich entscheidend auf sein Quellensammeln und -kritik aus. Mit ihrer Hilfe kam er nämlich zu allen Ergebnissen der Quellensammler in dem Königreich und in dem Großfürstentum — von Hevenesi bis Cornides —, gelangte in die Gesellschaft der kompetentesten Forscher, wo er die modernen Methoden und zeitgemäßen Fragen der Diplomatik kennenlernen konnte. Im Jahre 1780 geriet er in Kontakt mit Cornides und seit 1803 war er nächster Mitarbeiter von Kovachich; auf seine Pläne dürfte sich die monumentale História critica von István Katona ausgewirkt haben. Gewiß nützten seiner Forschungsarbeit auch die Bekanntschaften aus den 14 Jahren, die er als Erzieher bzw. Schützling der Grafen Wass in Cege und Szinye verbrachte, denn sie verschafften ihm den Zugang zu streng gehüteten Archivquellen. Çincai sammelte sein ganzes Leben die Quellen, um die Geschichte des gesamten rumänischen Volkes zu schreiben. Aus den mit zäher Arbeit angehäuften Angaben entstanden zwei handschriftliche Sammlungen. Die erste, die er unter dem Titel Notata ex variis authoribus erwähnt, besteht aus 27 Heften (tomulus) und enthält die aus verschiedenen Publikationen von 1775 bis 1780 in Rom und Wien abgeschriebenen Texte. Aus der Sicht der rumänischen Urkundensammlung ist die zweite Zusammenstellung wichtiger, die den Titel Kerum spectantium ad universam gentem Daco-Romanam s eu Valachicam summaria collectio secundum ordinem chronologicum führt. Dieses Manuskript in drei Folianten ist die erste systematisierte Quellensammlung zur Geschichte des rumänischen Volkes, und Çincai gilt als der erste rumänische Historiker, der den Urkunden — besonders den unveröffentlichten — die gleiche Bedeutung beimißt als den narrativen Quellen. In seinem Manuskript, gemeint als Anhang seines großen Werkes Hronica românilor, befinden sich die Texte von 291 mittelalterlichen Urkunden, von denen seinerzeit nur 38 im Druck herausgegeben wurden. Da er den Fundort seiner Quellen bei jedem Text genau anführte, können wir feststellen, daß er die 253 unveröffentlichten Urkunden aus verschiedenen handschriftlichen Sammlungen übernommen hat. In dieser Hinsicht ist seine wichtigste Quelle die Cornides-Sammlung, der er 164 Texte entnahm, wahrscheinlich aus der Abschrift, die für das von Kovachich erwähnte Geschichtsforschungsinstitut angefertigt wurde und z. Z. in der Nationalbibliothek „Széchényi", Budapest, aufbewahrt wird. Doch ist auch die Möglichkeit nicht auszuschließen, daß er mit der Unterstützung der Grafen Wass die damals noch in der Pester Bibliothek der Familie Teleki befindlichen originalen Abschriftenbände besichtigen konnte. Aus der von Ferenc Széchényi 1797 gekauften Kovachich-Sammlung (Diplomatarium Hungáriáé, und anderen) wurden 28, aus den Ab-