Komjáthy Miklós: Protokolle des Gemeinsamen Ministerrates der Österreichisch-Ungarischen Monarchie (1914–1918) (Magyar Országos Levéltár kiadványai, II. Forráskiadványok 10. Budapest, 1966)
Protokolle
Für die Ausfuhr nach Deutschland könnte die Vermittlung der deutschen ImportZentrale in Anspruch genommen werden; für den Export nach den neutralen Staaten welcher auch zu pflegen wäre, käme der freie Handel in Betracht, dessen Ausschaltung auch wegen der Notwendigkeit der Beschaffung der Transportfässer nicht zweckmässig wäre. Es sei jedenfalls alles aufzubieten, damit der WeinExport je eher mit Hilfe der noch verfügbaren alten Vorräte einsetze. Der k.k. Ministerpräsident stimmt den Ausführungen des Vorredners hinsichtlich der Valutafrage durchaus bei. Das Passivum der Handelsbilanz sei während des Krieges in ganz erschreckender Weise gestiegen, von 600 Millionen auf 3000 Millionen Kronen. Die Gründe hiefür liegen in der Behinderung des Exportes durch die Kriegswirkungen, die Ausfuhrverbote und die Massregeln der anderen, auch der verbündeten Staaten. Namentlich die Erschwerung der Durchfuhr durch Deutschland habe sehr nachteilig gewirkt. Im laufenden Jahre sei allerdings eine, hauptsächlich auf die Einfuhrbeschränkungen zurückzuführende Besserung der Handelsbilanz eingetreten. Ob man in dieser Richtung noch erheblich weiter gehen könne, möge dahingestellt bleiben. Durch Hebung der inländischen Erzeugung, besonders der Kohlenförderung liesse sich allerdings manche Einfuhr überflüssig machen. Auch der Lebensmittelimport könnte herabgesetzt werden, wenn aus Ungarn Lebensmittel an Österreich in grösseren Mengen abgegeben würden. Unter den wichtigsten Export-Artikeln dürfte bei Mineral-Ölen und Zucker nicht viel zu machen sein; es verbleiben also Holz und Wein. Was das Holz anbelange, so werde das für den Export verfügbare Quantum auf einen Wert von 116 Millionen Kronen geschätzt. Dies seien überraschend gute Daten, die man nicht als unbedingt richtig anerkennen könne. Bekannt sei, dass die Deckung des Heeresbedarfes wegen des Mangels an Arbeitern und Transportmitteln Schwierigkeiten bereite. Doch scheinen die Verhältnisse, was die vorhandenen Vorräte anbelange, besser zu liegen, als man annehmen dürfte. Das Hindernis liege in der Erschwerung der Ausfuhr aus militärischen Gründen. Bezüglich des Weines sei die Lage zweifellos günstig; aus der alten Ernte seien noch 100.000 Hektoliter greifbar, welche hauptsächlich für Holland in Betracht kommen. Die neue Ernte werde für Österreich-Ungarn zusammen auf 9 Millionen Hektoliter geschätzt. Dem Inlandsverbrauche werde jedenfalls viel mehr entzogen werden müssen, als unter normalen Verhältnissen. Das werde grosse Schwierigkeiten bieten. Mit Zwangsmassregeln werde man vorerst wohl nicht vorgehen können, sondern dem freien Handel das Spiel lassen müssen. Dem stehen allerdings die Richtpreise entgegen, bei welchen aber für den Export eine Ausnahme gemacht werden könnte. Dies wäre einer Zwangsorganisation jedenfalls vorzuziehen. Ausser den vorgenannten gebe es wohl auch noch einzelne andere ExportArtikel, die aber nicht so sehr in Betracht kommen. Mit Hilfe der erwähnten Massregeln auf dem Gebiete der Hebung der inneren Produktion, des Aussenhandels und, wenn die mit den verschiedenen neutralen Staaten schwebenden Anleiheverhandlungen zu einem Ergebnisse führen, wäre es vielleicht möglich, das Passivum der Handelsbilanz verschwinden zu machen.