Mitteilungen des K. K. Archivrates 3.
Otto H. Stowasser: Das Archiv der Herzoge von Österreich. Eine Studie zur Überlieferungsgeschichte der habsburgischen Urkunden
24 Otto H. Stowasser. aus dem hervorgeht, daß man die Vorarbeiten für die beabsichtigte Aufteilung zwar in Angriff genommen hatte, aber zu keinem Ende kam. Die ausgesuchten und dann versiegelten Archivalien in der Burg zu Wien harrten — wir wissen freilich nicht, ob einiges nicht doch ausgetauscht wurde — im ganzen noch immer der Auslieferung, gleichwie auch die Leopoldiner ihren Auslieferungspflichten, wie sie aus dem Schiedspruch König Sigmunds erflossen, nicht nachgekommen waren. Nun brachte man diese Angelegenheit neuerdings in Fluß, aber auch diesmal zu keinem Ende. Denn unter den Ansprüchen des Königs Ladislaus an seinen Vormund Friedrich V. (III.) findet sich auch dieser: So steent unserm herrn dem kunig aus register, satzpüher und brief, die her zum lannd gehörnt, und bei unsers herrn des kunigs ureeen kunig Albrechtén seligen, darnach bei herezog Wilhalms und herezog Lewpolts Zeiten sind gehanndelt worden und sind unserm herrn kunig Albrechtén doch nicht geantwurtt worden, wiewohl sein gnad menigermal botschaft vormallen zu herezog Ernsten und nachmalen zu unserm herrn dem kaiser darumb und von anndern Sachen wegen hat getan. Begert unser herr der kunig, daz im solh register, pücher und brief geantwurtt werden, als das weilent kaiser Sigmunds ausspruch und herezog Ernsten berichtbrief innhalten. Sonach waren wenigstens die Leopoldiner der übernommenen Verpflichtung nicht nachgekommen. Wohl aber waren aus Wien zu Zeiten der Vormundschaft Archivalien verschleppt worden. Denn die Ansprüche, die König Ladislaus zu stellen hatte, fahren fort: Item von Cunrat Zeidler, vorczeiten unsers herren des kaisers kannczler, hat ein plabs pergamenen register von hynn in die Newnstat gefürt, darinn des lannds freihait und privilegia, auch ander brief, den greinczen und pymerkch der lannd etc. ingeschriben und eopiert sind. Item von ains ambtregister wegen, daz der Fuchsperger hinüber gefurt hat. Derselben püher man vasst mangelt, begert unser herr der kunig an seinem vettern, im die auch zu ant- wurtten, nachdem und die hie zum lannd gehörn. Item es sind vorczeiten in dem hubhaus ettwevil judenpüher beliben, die unser herr der kaiser In der Urkunde des Herzogs Ernst für Herzog Albrecht aber lautet die gleiche Stelle so: Item von der register und brieve wegen, die der vorgenant unser vetter herezog Albrecht an uns vordert, und von der register und brieve wegen, so wir an in vordem, ist beredt und taydingt, was wir solher register und brieve innehaben, die im und seinen lannden zugepüren, daz wir im die ubergeben und antwurtten sullen, doch also daz er uns und unser erben für sieh und sein erben darumb versorge mit seinem brieve, daz wir hinfür an Zuspruch beleiben. Desgleichen sullen wir und unser brúder hertzog Pridreich in hinentgegen versorgen, was der egenant unser vetter herezog Albrecht uns solher register und brieve, die er innehat, antwurttet und die uns und unsern lannden zägehörn. *) Chmel, Materialien 2, 97, 1455, s. d. Or. im Staatsarchiv.