Mitteilungen des K. K. Archivrates 3.

Otto H. Stowasser: Das Archiv der Herzoge von Österreich. Eine Studie zur Überlieferungsgeschichte der habsburgischen Urkunden

Das Archiv der Herzoge von Österreich. 21 zweifelhaft, weil ja eine spätere Aufteilung aller Archivalien auch mög­lich ist, doch sind sicher damals Archivalien, welche die Albrechtiner beanspruchen konnten, in den Besitz Leopolds III. gekommen, wie später aus König Ladislaus’ Ansprüchen an Friedrich V. (III.) hervorgeht.1) Auch der Holenburger Vertrag vom 22. November 13952) spricht ausdrücklich nur von der Teilung des Schatzes, entbehrt aber der später bezeichnen­den Wendung »Kleinode und Briefe«, gleichwie auch Ebendorfer3) zum Jahre 1409 nur bemerkt: venerant ad Viennam duces Leopoldus, Erne­stus et Fridericus fratres germani et thesaurum a longis annorum decur­sibus multa sagacitate collectum per diversos duces Austrie in quatuor partes diviserant, sic ut quarta duntaxat portio vero haeredi fuit relicta. Kann somit zweifelhaft bleiben, ob bei diesen Verhandlungen und Vor­gängen, die überdies zu keinem Ergebnis führten, schon die Aufteilung des Archivs eine Eolle spielte, so betreten wir bald viel sichereren Boden. Als König Sigmund am 30. Oktober 1411 den Vormundschafts­streit Albrechts V. durch seinen Schiedspruch beendete, bestimmte er: item als dann in des vorgenanten Albrechts versigelten czedel, dorynne er uns sin zusprüehe an den vorgenanten Ernsten gegeben hat, fürbaz gertiret ist, daz er begere, daz im sin vetter hertzog Ernst entwort soliche register biicher und brieve, die er innhabe und die zu desselben Albrechts eantzly gehören etc., und als dann derselb Ernst doruf entwort, daz er im dez nicht wider sy, also daz man im sinen teyle aller der cleynat, briefe und registere und was im zugehöre auch entwort, als das der hoehgeborne Fridrick burggrave zu Nuremberg unser lieber oheim und fürst vorberedt hab, doruf sprechen wir, daz der ytzgenant Ernst dem ytzgenanten Albrechtén sölich vorgenant register bücher und briefe widergeben und entworfen solle on vereziben und daz derselbe Albrecht demselben Ernsten cleynat briefe register und was im von recht zu sinem teyle zugehöret auch geben und entworfen solle on vercziehen, doch daz er den ytzgenanten Albrechtén mit brieven und quitantzen für sich und sin erben versicher, daz er und sin erben dez fürbaz ön ansprach belyben, als dann davor auch gesprochen und baz gecleret ist. Diese Stelle des Schiedspruehes besagt im Grunde nur, daß die mündig und selbständig erklärte Regierung des jungen Herzogs Albrecht an seine leopoldinischen Vettern als seine bisherigen Vormünder archivalische Ansprüche hatte, wie auch diesen solche umgekehrt zu­standen. Auch das setzt keine vorangegangene Aufteilung des Archivs voraus, denn es konnte sich dabei sehr wohl um Archivalien handeln, die in den Zeiten entstanden waren, als die Mitglieder des Hauses Habs­*) Vgl. unten S. 24. 2) Or. im Staatsarchiv. 3) Pez, Scriptores II, 839; vgl. Lichnowsky V, S. 123.

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