Mitteilungen des K. K. Archivrates 3.

Otto H. Stowasser: Das Archiv der Herzoge von Österreich. Eine Studie zur Überlieferungsgeschichte der habsburgischen Urkunden

Das Archiv der Herzoge von Österreich. Eine Studie zur Überlieferungsgeschichte der babsburgischen Urkunden. Von Otto H. Stowasser. Seit Begründung der Habsburgerherrschaft in Österreich war Wien mehr oder minder dauernd der Sitz der Zentralregierung, erst der Ge­samtlande, dann des albertinischen Teilreiches und wieder später der niederösterreichischen Lande nach der Länderreform Maximilians I. Am Sitze dieser Zentralregierung mußte notwendig ein Archiv entstehen. Über seine Schicksale hat uns bisher niemand recht Aufklärung ge­geben, obwohl sich von selbst versteht, daß die Geschichte dieses Insti­tutes als der wohl ersten Quelle, aus der wir unsere historische Erkenntnis schöpfen, für eben diese nicht ohne Bedeutung ist. Wir holen das nach und wollen in kurzen Strichen den ümriß der Entwicklung zeichnen, die das Archiv genommen hat. Von zwei Seiten wurde mir die Fragestellung, wie die Zeiten diesem Archive im Guten wie im Bösen mitgespielt haben, aufgedrängt. Als Mitarbeiter der Begesta Habsburgica hatte ich mir Rechenschaft zu geben über die Überlieferungsverhältnisse der einschlägigen Urkunden im eigenen Archiv der Landesfürsten. Das ergab von selbst den Wunsch, über die Geschichte des Archivs Aufklärung zu erhalten. Und als Be­amter des Haus-, Hof- und Staatsarchivs, der der Verwaltung der reichen Urkundenbestände, die daselbst erliegen, zugeteilt ist, mußte ich bald den gleichen Wunsch hegen. Bilden doch die Urkundenbestände des ehemaligen herzoglich-österreichischen Archivs in gewissem Sinne Grund­stock und Mittelpunkt der ganzen Sammlung, gleichwie die Länder des späteren Österreich das alte Herzogtum umsäumten. Es handelt sich dabei nicht um das Hausarchiv der Habsburger, wie das in Klosterneuburg einst hinterlegte Archiv der Babenberger noch ein Familienarchiv gewesen war1), sondern um das aus der eben seit dem Ausgange der Babenberger immer höher entwickelten und straffer organisierten Verwaltung des Landes hervorgegangene Staatsarchiv. Daß l) Vgl. Mitis, Studien zum älteren österreichischen Urkundenwesen, S. 260 ff.

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