Mitteilungen des K. K. Archivrates 2. (Wien, 1916)

Dr. Andreas Mudrich: Das Salzburger Archivwesen

Das Salzburger Arehivwesen. 183 andere Arbeiten zu verrichten hatten, überließen sie die Begistraturs- arbeiten meist jüngeren Kanzlisten. Ein Bepertorium kam trotz wieder­holte? Aufträge nie zustande. Seit 1787 standen die Begistratoren unter der Aufsicht der Generalsteuereinnehmer. Als die Landschaft unter der bayrischen Herrschaft am 4. Oktober 1811 aufgelöst wurde, wurde das Archiv, das — wahrscheinlich seit der Neuerrichtung der Landschaft 1620 — teils in Vorzimmern des Land­tagssaales, teils rückwärts desselben untergebracht war (Neubau, 2. Stock), unter mehrere Behörden verteilt. Die Originalurkunden, Landtagshand­lungen, Belationen und Protokolle nebst den Akten, welche die land­schaftlichen Dignitäten, Beamten und deren Einkünfte, sowie das neuere Kriegs- und Lieferungswesen betrafen, übernahm das k. Generalkommis­sariat, die Militärakten die Militärbehörde, die Steuer- und Zivilbauakten die Finanzdirektion. Die letzteren wurden in das an die Wohnung des Finanzdirektors anstoßende sogenannte Säulenzimmer (Neubau, ehemaliges G.-Archiv) übertragen. Die das Schuldenwesen betreffenden Akten wurden der Staatsschuldenliquidations-Kommission übergeben, das Bech- nungswesen blieb zum Teil im Vorzimmer des Landtagssaales, zum Teil kam es in die alte Staatsbuchhaltung. Da die Übernahme dieser Akten für die meisten dieser Behörden eine Last war, läßt sich leicht vermuten, wie man bei der Teilung zu Werke gegangen sein mag.1) Daß Akten der Landschaft damals auch in Papiermühlen und Kramladen wanderten und anderwärts verschleppt wurden, ist zwar sicher, aber über ihren Inhalt und Umfang nichts bekannt.* 2) Im November J815 wurden die Bezesse, Belationen und Protokolle in das Beiehsarchiv nach München gebracht, von, wo sie nach längeren Verhandlungen erst 1820 und 1823 nach Salzburg zurückkamen.3) Die Protokolle und Belationen wurden hier an das Archivkonservatorium ab­gegeben, die Bezesse nach Linz gesendet. Nach Errichtung der »Zentral­registratur« wurden auch die zerstreuten landschaftlichen Archivalien verzeichnet und dieser einverleibt. Hieher wurden 1834 auch sechs Wagenladungen jüngerer, speziell Bauakten, aus dem Schrannengebäude gebracht und hier in drei Gruppen geschieden: in aufzubewahrende, zu Seit 1741 besorgte sie der Kanzlist Vital Paur, der 1747 zum Registrator ernannt wurde. Seine Nachfolger waren: Josef Anton Sembler 1762, Franz Jos. v. Mayrau 1770, Mathias Heehenegger 1787 (Landschaft, I, 8). ') Gen.-Kommissariat, Gen. Nr. 239. 2) Bericht der k. k. Archivalien-Extraditions-Kommission vom 27. Juni 1820. Damals dürfte auch das Original des sogenannten Igelbriefes, das sieh jetzt im städti­schen Museum befindet, abhanden gekommen sein. 3) Bericht der Zentralregistratur von 1830; Zuschrift der Liquidatur-Hofkom- mission an Raming vom 30. Jänner 1820. 13*

Next

/
Thumbnails
Contents