Mitteilungen des K. K. Archivrates 2. (Wien, 1916)
Dr. Ignaz Nößlböck: Archiv und alte Bibliothek der Stadt Horn in Niederösterreich
178 Nekrologe. Am 31. Oktober 1914 ist in Prag der Professor der österreichischen Reiehsgesehichte, Hofrat Dr. Adolf Bachmann, im 60. Lebensjahre plötzlich gestorben. Als Gelehrter wie als Politiker war er bis zur letzten Lebensstunde mit unermüdlicher Ausdauer am Werk; was er in arbeitsreichen Jahren geschaffen hat, gibt Zeugnis von seiner nie erlahmenden Tatkraft, seiner männlich ernsten Persönlichkeit. Hofrat Bachmann, der am 27. Jänner 1849 zu Kulsam im Egerland geboren war, habilitierte sich im Jahre 1874 in Prag für österreichische Geschichte, er wurde hier im Jahre 1880 zum außerordentlichen, im Jahre 1885 zum ordentlichen Professor ernannt. Die wichtigsten Arbeiten seiner ersten Gelehrtenjahre behandelten grundlegend die Geschichte König Georgs von Podiebrad und des deutschen Reiches in dieser Zeit, die »Deutsche ■Reichsgeschichte im Zeitalter Friedrichs III. und Max I.« (2 Bände, 1884 bis 1894) brachte diese Forschungen in umfassender Weise zum Abschluß. Das »Lehrbuch der österreichischen Reiehsgesehichte* (1896, 2. Auflage 1904) faßte den Gegenstand seiner vorzüglichsten Lehrtätigkeit übersichtlich zusammen. Dann aber wandte sich Bachmann, durch Geburt und Arbeits- riehtung vorzüglich dazu berufen, seinem Lebens werke, der Geschichte Böhmens zu, die er auf Grund eingehender, durch Widerspruch unbeirrter quellenkritischer Studien in zwei Bänden (1899—1905) bis zum Jahre 1526 und in der nachgelassenen Handschrift bis 1618 geführt hat. Doch jederzeit verlangte seine Regsamkeit auch nach praktischer Tätigkeit : so entfaltete er als Lehrer eine sehr ersprießliche Tätigkeit und suchte in steter persönlicher Einwirkung die wissenschaftliche Erziehung seiner Hörer in fester Hand zu halten, so wandte er gleichzeitig sein wärmstes persönliches wie sachliches Interesse der gedeihlichen Entwicklung und Vereinheitlichung unseres Archivwesens zu. Die Abhandlung über diesen Gegenstand in Mischler- TJlbrichs »Österreichischem Staats Wörterbuch* stammt aus seiner Feder; er war seit 1896 korrespondierendes, seit 1912 ordentliches Mitglied des Archivrates. Die Stätte, die seine archivalische Fürsorge am unmittelbarsten erfahren hat, ist das Prager Universitätsarchiv, in dem Hofrat Bachmann die ersten mühevollen Ordnungsarbeiten selbst in Angriff nahm, dessen Interessen er als Vorsitzender der Universitäts-Archivs-Kommission jederzeit auf das nachdrücklichste vertrat. Die lebendige Kenntnis der unsere Gegenwart bedingenden historischen Elemente und der Drang nach weitester Entfaltung seiner Tatkraft führte Hofrat Bachmann dem öffentlichen Wirken zu. Dem Historiker wurde es höchste Pflicht und letztes Lebensziel, an der Verwirklichung seiner wissenschaftlichen Überzeugung mitzuwirken. In dieser zweifachen Wirksamkeit auf dem Gebiete wissenschaftlicher Forschung und praktischer Betätigung ruht sein Lebenswerk, lebt sein Andenken. Am 1. Juli 1914 erlag der Konservator des Archivrates für die politischen Bezirke Horowitz und Piibram, Advokat Dr. Johann Pohl in Zbirow, einem Herzschlage. Am 21. Oktober 1914 schied in Braunau i. B. der für die politischen Bezirke Landskron (mit Ausnahme des Gerichtsbezirkes Wildenschwert) und Senftenberg (mit Ausnahme des Gerichtsbezirkes Senftenberg) zum Konservator