Mitteilungen des K. K. Archivrates 2. (Wien, 1916)

Dr. Ignaz Nößlböck: Archiv und alte Bibliothek der Stadt Horn in Niederösterreich

Nekrologe. Dem Archivrate wurden im Vorjahre zwei seiner Mitglieder durch den Tod entrissen. Am 16. Oktober 1914 starb Hofrat Professor Dr. Jaromir Celakovsky, am 31. Oktober Hofrat Professor Dr. Adolf Bachmann. Hofrat Professor Dr. Jaromir Celakovsky wurde am 21. März 1846 in Breslau als Sohn des bekannten Dichters und Slawisten Franz Ladislav Celakovsky geboren. Die ersten Beziehungen zum Archivwesen gewann er schon in seinen Studienjahren. Als Kopist Palaekys und Gindelys arbeitete er viel in Archiven, besonders im böhmischen Landesarchiv und in den Archiven von Wittingau und Kuttenberg, welch letztere Stadt ihn auch zu ihrem Archivar ernannte. Im Jahre 1871 erlangte er den juristischen Doktor­grad und erhielt die Adjunktenstelle am Archiv der Stadt Prag, dessen Vor­stand er in der Folge nach dem Abgang Emlers wurde. 1883 habilitierte er sich an der böhmischen Universität in Prag für (Geschichte des böhmischen Kechtes und wurde daselbst 1886 zum außerordentlichen, 1892 zum ordent­lichen Professor ernannt. Im Studienjahre 1911/12 stand er dieser Hoch­schule als Bektor vor, nachdem er schon 1897/98 und 1905/6 die Würde eines Dekans bekleidet hatte. Die Früchte seiner Arbeiten auf juristischem Gebiete legte Hofrat Celakovsky in zahlreichen oft grundlegenden rechtshisto- rischen und staatsrechtlichen Werken und Untersuchungen nieder. Als Archivar der Stadt Prag hat Hofrat Celakovsky nicht nur für die innere Ordnung und Einrichtung der Anstalt, sondern auch für die wissenschaftliche Erschließung ihrer Schätze Hervorragendes geleistet. Er ver­öffentlichte ein Verzeichnis der Handschriften des Archivs und publizierte in einer Beihe von Bänden des »Archiv Ceskv/« die Kammergerichtsbüeher. Mit seiner Stellung als Stadtarchivar von Prag stehen auch die Begründung des »Corpus juris municipalis Bohemiae«, in welchem er selbst die Privilegien der böhmischen Städte in zwei Bänden veröffentlichte, und eine Anzahl anderer Arbeiten, wie »Über heimische und fremde Begister«, »Die Anfänge der Verfassungsgeschichte der Altstadt Prag« und »Die Privilegien der Prager Städte« in engem Zusammenhang. Dem Archivrate gehörte Hofrat Celakovsky seit 1900 als ordentliches Mitglied, seit 1912 als zweiter Vorsitzender-Stellvertreter an; in dieser Eigen­schaft wohnte er auch den meisten Sitzungen des Geschäftsausschusses bei. An allen archivalischen Fragen nahm er den lebhaftesten Anteil und förderte dieselben durch seinen auf vielseitiger Erfahrung gegründeten Bat. Noch in allerletzter Zeit ist er für die gesicherte Unterbringung und wissenschaftliche Erschließung der böhmischen Landtafel wiederholt temperamentvoll eingetreten. Seiner ungebeugten, markigen Gestalt, seinem impulsiven Wesen sah man weder Alter, geschweige denn Krankheit an. Um so überraschender und er­schütternder wirkte die Nachricht von seinem Tod. Mitteilungen des k. k. Archivrate:?. II. 12

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