Mitteilungen des K. K. Archivrates 2. (Wien, 1916)
Dr. Ignaz Nößlböck: Archiv und alte Bibliothek der Stadt Horn in Niederösterreich
172 Aus den Berichten von Konservatoren und Korrespondenten. Gablonz a.N., Bibliothek Dr. Josef Giebisch. Die Bibliothek besitzt eine Papierhandschrift des 17. Jahrhunderts mit 53 nichtfoliierten Blättern (19:15 cm) in schönem Ledereinband mit Tiefpressung (auf dem vorderen Deckel: Porträt Kaiser Leopolds I. von zwei Löwen gehalten, darüber: »Schreibcalender auff das Jahr 1688«, darunter eine Stadtansicht, in den 4 Ecken Länderwappen; auf dem hinteren Deckel: von zwei Löwen gehalten ein umkränztes gekröntes Bild [der Kaiserin?,] darüber eine Landschaft, darunter dieselbe Stadtansicht wie auf dem Vorderdeckel); vermutlich Wiener Arbeit. Inhalt: 1. Sendbrief Martin Luthers aus der Hölle (inc. föl. 1: Sendtbrieff Martini Lutheri an seine nachkhommende allerliebste Söhne und Brüder; expl. fol. 21: Geben zu Hellburg in der Porthnerstuben im Jahr der Ewigkeit und Tag der ewigen Unglückhseeligkeit, der unglückhseelige Vatter Doctor Martin Luther, Maister aller Lugen und Verführer des Volckhs«), 2. Von der hl. Katharina (inc. fol. 32: Alhier ungläubiger Lutterainer hastu ein anders Leben von der heyligen Catharina; expl. fol. 33: durch welches vielen krancken Menschen geholffen wird). 3. Ursprung von Maria-Zell (ine. fol. 37: Ursprung und Aufnahmen des würdigen Gottshaus Groß- Maria-Zell, expl. fol. 39': etwas böses oder arguonisches zu würchen). 4. Tugenden der Heiligen — Fehler Luthers (inc. fol. 39': Die lutthe- rischen Praedicanten sein mit Weibern, Menschern und Kindern umbhenckt, expl. fol. 53': König Saul hat seinem Volck verboten nichts zu essen, bis er sein Feind überwunden) (Mitteilung des Herrn Konservators Karl E. Fischer in Gablonz.) Gossengrün, Stadtarchiv. Die älteren Bestände des Archivs sind bei dem Stadtbrande vom Jahre 1809 in Flammen aufgegangen. Erhalten blieb bloß ein Weglaßbrief des Julius Heinrich von Pießnitz, Herr der Herrschaft Hartenberg vom Jahre 1760. Graslitz, Stadtarchiv. Das Archiv ist mit Ausnahme der von 1352—1832 reichenden Privilegien, die in einer feuersicheren Kassa verwahrt werden, sehr schlecht untergebracht. Die gebundenen Archivalien befinden sich in einem Schränke des in einem nahezu baufälligen Hause untergebrachten Stadtmuseums, die Akten liegen auf dem Dachboden des alten Schulhauses, beide ganz ungeordnet. Herr Bürgermeister Kohlért sicherte entsprechende Unterbringung und Ordnung durch den Kustos des Stadtmuseums zu. Die buchförmigen Archivalien enthalten: Kopial- buch der Privilegien 1352 —1832; Gerichtsbuch 1552—1619; Bergbuch 1559—1620; St. Joachimsthaler Reformation und Statuta 1526; Ratsprotokolle 1668—1732 und 1785—1792; Gerichtsprotokolle 1757—1778, 1790—1798 und 1842; Steuer-Rechnungsbücher 1629—1667; Kammeramtsregister 1639—1694 (lückenhaft); Brauregister 1660; Messingwertsrechnung 1691; Rechnungen der Kapelle St. Adalbert 1735—1764; eine