Mitteilungen des K. K. Archivrates 1. (Wien, 1914)
Dr. Václav Vojtišek: Das Archiv der Stadt Prag und seine Erforschung
Das Archiv der Stadt Prag und seine Erforschung. 43 der Gemeinde, stadtämtliche Beschlüsse und Anordnungen in Sachen der städtischen Verwaltung. Eine natürliche Fortsetzung dieser Sammlung, welche an und für sich gleich der vorgenannten abgeschlossen ist, bildet die Sammlung der modernen Rechtsurkunden seit 1870, welche Rechte der Gemeinde Prag sicherstellen und deren Pflichten festsetzen. Sie zählt dermalen ungefähr 3200 Faszikel und erweitert sich mit der Entwicklung der Stadt, ihrer Bedürfnisse und Interessen. Die amtliche Tätigkeit des Stadtarchivs und sein interner Verkehr mit den Ämtern und Referaten des Magistrats und der Gemeinde Prag schuf eine Aktengruppe, welche zur Kenntnis der Entwicklung des Stadtarchivs und seiner Tätigkeit von Wichtigkeit ist. Bemerkenswerter aber erscheint die Sammlung von Privaturkunden, welche ausschließlich Angelegenheiten von Privatpersonen, Prager Bürgern, betreffen. Ihre Anzahl beträgt 33.000 Nummern. Die Papierurkunden sind in Faszikeln, die Pergamenturkunden aber mit Rücksicht auf die ursprüngliche Faltung und die Siegel in Papiersäckchen verwahrt. Es sind dies zumeist sogenannte requisita civium. Dokumente (Taufscheine, Leumunds-, Los- und Lehrbriefe) von um das Prager Bürgerrecht werbenden Personen, welche nach geschehener Verleihung bei den städtischen Ämtern zurückbehalten wurden, ferner Originale von Rechtsverträgen und Urkunden der Bürger (Kaufbriefe, Obligationen, Heiratsverträge, Testamente, Inventarien usw.), um deren Einverleibung in die Stadtbücher angesucht wurde. An diese Sammlung, deren Wert in dem Inhalt und in der Bedeutung für die Sicherstellung der Identität einzelner Personen, für die Genealogie bürgerlicher und adeliger Familien, ferner in dem Reichtum sphragistischen Materials und in der Menge von Autographen liegt, gliedert sich eine selbständige Serie von Taufscheinen Prager Bürger vom Jahre 1784 bis 1863 an, welche nach den Jahren und den Exhibitnummern innerhalb der betreffenden Jahre geordnet ist und mit den über die Erteilung des Bürgerrechts geführten Stadtbüchern im Zusammenhang steht. In ihrem Hauptteil entstand diese Sammlung auch durch Entnahme der Urkunden aus dem Registratursmaterial; sie reicht bis ins XVI. Jahrhundert zurück. Zu einer eigenen Abteilung entwickelt sich im Prager Stadtarchiv die Sammlung von Zunfturkunden, welche von Prager Genossenschaften hieher zur Aufbewahrung abgetreten wurden. Allein das Bestreben, welches auf Konzentrierung des sämtlichen Schriftenmaterials der Zünfte und Handwerke in Prag abzielt, findet derzeit noch nicht das nötige Verständnis. Bisher sind, in eigenen Gruppen geordnet, lediglich die Schriften der Prager Müller und Bierverläger hier verwahrt. Über alle diese Abteilungen bestehen eingehende Kataloge und Indices, welche ein Resultat der Arbeit der Archivbeamten, und zwar insbesondere der Archivare Erben, Emler, Celakovsky und namentlich