Mitteilungen des K. K. Archivrates 1. (Wien, 1914)
Dr. Václav Vojtišek: Das Archiv der Stadt Prag und seine Erforschung
Das Archiv der Stadt Prag und seine Erforschung. 41 dem Archiv im Jahre 1898 auf Grund einer Ministerialbewilligung übergeben wurden. Außerdem hatten auch einige Prager Zünfte ihre Zunftbücher und Urkunden dem Stadtarchiv anvertraut und von den Bezirksgerichten in den Prager Vorstädten wurden Bücher der im gegenwärtigen Bereich Prags bestandenen Jurisdiktionen erworben. Endlich wurde auf Grund eines Stadtratsbeschlusses bei dem Archive eine Sammlung moderner Rechtsurkunden vom Jahre 1867 an angelegt, in welche alle Schriftstücke hinterlegt werden, welche Rechte der Gemeinde Prag sicherstellen oder deren Pflichten bestimmen, und die sich allerdings in Zusammenhang mit der Entfaltung des modernen Lebens und der Interessen der Gemeinde erweitert. Nach Maßgabe dieser Entwicklung besitzt das Stadtarchiv im gegenwärtigen Zustande mehrere entsprechend geordnete Abteilungen. Vor allem besteht da die Sammlung von Stadtbüchern und Manuskripten mit 3425 Bänden. Darunter befinden sich Bücher mit amtlichen Eintragungen von städtischen Verwaltungsorganen zur Sicherung von Rechten der Prager Bürger und zum inneren Amtsgebraueh und daneben auch einige Rechtsbücher und literarische Handschriften. Zu den Stadtbüchern können auch die Bücher der Zünfte und der Nebenrechte gerechnet werden, welche zu gleichen Zwecken wie die Stadtbüeher und auch nach deren Muster angelegt worden sind. Das älteste Prager Stadtbuch beginnt mit dem Jahre 1310 und gehörte der Altstadt Prag. Abgesehen von diesen sind von Altstädter Büchern aus der Zeit vor 1399 nur noch zwei Gerichtsbücher, und zwar aus dem Jahre 1351 und 1370 erhalten geblieben, welche stark angebrannt sind und damit beweisen, daß sie beim Rathausbrand im Jahre 1399, durch welchen alle übrigen Bücher vernichtet wurden, gerettet worden sind. Die Bücher der Neustadt Prag beginnen erst mit' dem Jahre 1377. Die Neustadt ist wohl 1348 angelegt worden, allein von 1367 bis 1377 bildete sie mit der Altstadt eine einzige Gemeinde, deren Amtszentrum das Altstädter Rathaus war, woselbst die gemeinsamen Bücher geführt wurden, die hier auch nach der Auflösung der Gemeinschaft der beiden Städte mitsamt den älteren Büchern blieben, bis sie 1399 dem Rathausbrande zum Opfer fielen. Das älteste Buch der Kleinseite stammt aus dem Jahre 1403, die Hradschiner Bücher beginnen mit dem Jahre 1350 und das älteste VySehrader Buch wurde im Jahre 1495 angelegt. In diese Sammlung sind auch die Zunftbücher eingereiht, namentlich solche der Zünfte der Müller, Bierverläger, Schuster, Fleischer, Färber u. a. Von den Jurisdiktionsbüchern ist z. B. von besonderem Werte die Reihe der Bücher des Weinbergmeisteramtes, beachtenswert sind auch die Kirchenamtsbücher u. a. Eine besondere Erwähnung verdienen noch zwei prachtvolle Rechtshandschriften, welche die Landesund Stadtrechte enthalten und die mit prächtigen Initialen versehen um