Mitteilungen des K. K. Archivrates 1. (Wien, 1914)

Dr. Bertold Bretholz: Zur Geschichte des mährischen Archivwesens

34 Dr. Bertold Bretholz. dies in mehr darstellender Weise mit dem bäuerlichen Schriftwesen überhaupt, brachte Beschreibungen einzelner noch erhaltener Archive, der verschiedenen Arten der schriftlichen bäuerlichen Denkmäler, einzelner schriftlicher Bücher usw. Es müßte sich nicht um Mähren handeln, wenn nicht auch dieses höchst lobenswerte Unternehmen, für das nach den Versicherungen des Re­dakteurs auf 30 und mehr Jahre hinaus reiches Material vorhanden wäre, schon nach dem siebenten Jahrgang erloschen wäre; wieder ein Torso, wie es deren seit der Einstellung des Druckes der berühmten mährischen Landtafel von Mähren im Jahre 1856 eine stattliche Anzahl bei uns gibt. Zu diesem pessimistischen Urteil über den Erfolg, über das Inter­esse an wissenschaftlicher, speziell landesgeschichtlicher Arbeit muß man notgedrungen kommen, wenn man die Enttäuschungen, die seit den vier­ziger Jahren des vorigen Jahrhunderts soviele ernste Forscher erfahren haben, summiert zu den Erfahrungen, die man selber zu machen Ge­legenheit hatte. Allein anderseits darf man sich doch sagen, daß gerade auf dem Gebiete der Archivorganisation und -Inventarisierung immerhin soviel gemacht worden ist, daß es eigentlich nur noch eines letzten An­stoßes und einer energischen Führung bedürfte, um die zu verschiedenen Zeiten immer wieder begonnenen Arbeiten in absehbarer Zeit zu einem gedeihlichen Abschluß zu bringen. Beilage. Instruktion für die Korrespondenten des mährisch-ständischen Landesarchivs. § 1. Die Archivskorrespondenten, deren Aufstellung nach der bei­liegenden Verordnung des Landesausschusses vom 3. Dezember 1858, Z. 4255, erfolgt, haben ihr Augenmerk auf das in ihrer Gegend be­findliche historische Material zu lenken, und zwar in der Richtung, das­selbe genau kennen zu lernen, zu verzeichnen und auf die Erhaltung desselben hinzuwirken. § 2. Zu dem historischen Material gehören nicht allein Urkunden auf Pergament und Papier, geschriebene und gedruckte Bücher — wie sie in der Beilage O, S. 96, des Archivberichtes für 1857 genau beschrieben werden — sondern auch Altertümer aller Art, alte Geräte, Waffen, Schmucksachen, Münzen, Bilder, Karten, Mappen, alte Noten, Zeich­nungen, Stiche etc. etc., endlich auch Baudenkmale, für deren Pflege die hohe Regierung durch Aufstellung von Konservatoren (für Mähren der hochwürdige Herr Friedrich Graf von Taroucca) schon Sorge ge­tragen hat.

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