Mitteilungen des K. K. Archivrates 1. (Wien, 1914)

Dr. Bertold Bretholz: Zur Geschichte des mährischen Archivwesens

Zur Geschichte des mährischen Arehivwesens. 29 Lande und in untertänigen Städten nicht ohne Wert sind, bilden zumeist nur einen Teil der sogenannten modernen Registratur und werden wenig gewürdigt, sind vielfach schon als Makulatur verschleudert worden. Gewiß ist die Beschäftigung mit diesen Massen von Büchern und Papier mühsam, zeitraubend, oft unerquicklich; gründliche Skalierung wäre eine not­wendige Vorarbeit. Allein zu alledem fehlt es vorläufig an geeigneten Kräften und den unentbehrlichen Geldmitteln. Die oft und allerorten ge­machte Wahrnehmung, daß man den neuzeitlichen Wirtschaftsakten (im weitesten Sinne des Wortes) zu wenig Beachtung schenkt, daß wir uns selber durch die Unbequemlichkeiten der Arbeit einer für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte nicht unwichtigen Quelle berauben, trifft auch hier wieder zu, verdiente daher von kompetenter Seite ernstere Beachtung und vor allem baldmögliche Abhilfe. Die geistlichen Archive im Lande können hier nur kurz gestreift werden, da sieh mir ihre genauere Kenntnis entzieht. Das Landesarchiv halte nämlich niemals Anlaß, sich mit diesen Sammlungen zu beschäf­tigen oder auf ihre Organisation irgendwelchen Einfluß zu nehmen. Die großen geistlichen Archive, wie das des Olmützer Kapitels, das fürsterz­bischöfliche Archiv in Kremsier1), das bischöfliche in Brünn, die Klosterarchive der Benediktiner in Raigern, der Augustiner und Mino- riten in Brünn, der Dominikaner in Znaim und einige kleinere, deren Aufzählung hier zu weit führen würde, stehen unter fachmännischer Leitung, sind geordnet, haben Kataloge, sind zugänglich und benützbar, beantworten jede wissenschaftliche Anfrage sachgemäß, die meisten ver­leihen aber ihre Archivalien prinzipiell nicht. Es erübrigen dann nur noch die zahlreichen Pfarr- und einige Kirchenarchive* 2), über deren Be­stände man im allgemeinen bisher wenig weiß, die aber wohl in den meisten Fällen nur für die Hausgeschichte relevantes Material besitzen dürften. Schon im Jahre 184L wurden auf Veranlassung der Ordinariate in Olmütz (und wohl auch in Brünn) Verzeichnisse über die bei den ein­zelnen Pfarren vorhandenen Archivalien eingefordert, allein da in dem Rundschreiben betont war, daß es sich nur um solches Material handle, »so zu einer zu verfassenden Landesgeschichte Mährens geeignet wäre«, fielen die meisten Antworten, die von der Olmützer Diözese im Landes­archive erhalten sind, während die von der Brünner abgehen, negativ aus, oder man verwies kurz auf Wolnys »Kirchliche Topographie«, in O Die im Jahre 1870 von P. Beda Dudik gegebene Beschreibung in »Biblio­thek und Archiv im fürsterzbisehöflichen Schlosse zu Kremsier« dürfte nach der Reorganisation in den letzten Jahren kaum mehr eine richtige Vorstellung von den dort befindlichen Schätzen geben. 2) Vgl. B. Bretholz, Die Pfarrkirche St. Jakob in Brünn. 1901.

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