Mitteilungen des K. K. Archivrates 1. (Wien, 1914)
Dr. Bertold Bretholz: Zur Geschichte des mährischen Archivwesens
Zur Geschichte des mährischen Arehivwesens. 23 Kosten des mährisch-ständischen Domestikalfonds, Rubrik der Geschichtsforschung, gedruckt oder beim Drucke subventioniert oder honoriert werden. VII. Die geschehene Ernennung der Archivskorrespondenten ist durch die Landeszeitung zu veröffentlichen. VIII. Durch die Bestellung der Archivskorrespondenten wird endlich nur ein wissenschaftliches Hilfsorgan, durchaus aber kein Amtsoder sonst ein Korporationsmitglied geschallen. Die Ernennung zum Archivskorrespondenten ist widerruflich«. Überdies wurde in der damals üblichen dilettantischen Art sofort auch noch eine »Instruktion für die Korrespondenten des mährisch- ständischen Landesarchivs« verfaßt1) und gleichsam als paläographiseh- diplomatischer Lehrbehelf den betreffenden Personen kostenlos überlassen, so daß man sich mit diesem Vademekum und dem Dekret eines Korrespondenten als fertiger Archivar betrachten konnte. Ganz außerordentliche Hoffnungen wurden von der Archivdirektion auf diese neue Schöpfung gesetzt. Man hielt die Korrespondenten für berufen, »von nun an die Landesforschung vorzugsweise zu fördern und zu ergänzen, daher dieselben ein wesentliches und bedeutungsvolles Zwischenglied sind in dem Archivsorganismus, welcher zur Erhaltung und Sicherung des historischen Materials im Lande in dem mährischen Landesarchiv kürzlich seinen Stützpunkt gefunden hat«. Man erbat sich und erhielt auch für die Korrespondenten die Unterstützung der Landesregierung, der beiden Konsistorien und der übrigen Behörden und war überzeugt, daß »durch diesen hohen Schutz gekräftigt und gehoben, die Korrespondenten ihre Arbeiten beginnen und in diesem Schutze eine sichere Bürgschaft für das Gedeihen ihrer Arbeit, für die Lösung ihrer Aufgabe finden werden«* 2). Drei Jahre lang wurde nun fleißig mit den Korrespondenten, deren Zahl bald hundert und darüber betrug3), gearbeitet. Im ersten Jahre, 1859, gewährten die Erfolge der Tätigkeit der Korrespondenten nach dem Bericht der Archivdirektion an den Landesausschuß vom 22. Mai 1860 »nicht die vollste Befriedigung«, denn die Mehrzahl hatte den Begriff der Archivsinventarisierung nichtreeht verstanden; allein man tröstete sich mit dem Hinweis darauf, daß »man es mit einer in Österreich D S. Beilage 1. 2) Aus einem Zeitungsartikel, betitelt »Die Correspondenten des m. st. Landes- arehivs« vom 11. Februar 1859. 3) Im Jahre 1859 waren: 63 wirkliche Korrespondenten (darunter 23 Pfarrer, 12 Kooperatoren, 2 evangelische Pastoren, 10 Beamte, 1 Eedakteur, 4 Lehrer, 3 Gemeindevorsteher, 4 Ärzte, 1 Agent, 1 Apotheker, 2 kleine Grundbesitzer), 20 Ehrenkorrespondenten, letztere teils in, teils außerhalb Mährens (darunter Wattenbach in Breslau); die Ernennung für 32 Bezirke stand noch aus.