Mitteilungen des K. K. Archivrates 1. (Wien, 1914)

P. Benedikt Hammerl: Die Bibliothek des Wiener Klerikers Otto Gnemhertl um 1300, heute in der Stiftsbibliothek zu Zwettl

Die Bibliothek des Wiener Klerikers Otto Gnemhertl um 1300. 205 Ein einfacheres Monogramm, nämlich ein Majuskel-0 mit einge­schriebenem Majuskel-T begegnet uns in Kodex 147; obwohl Gnemhertl mit Vorliebe sich oft einfach Otto nennt, steht die Zugehörigkeit dieses Kodex zu seiner Bibliothek doch nicht genügend fest, weshalb dieser Hinweis genügen möge. Ob diese 40 Volumina den ganzen Bücherschatz Ottos vorstellen, ob Ottos Bibliothek noch andere Volumina in sich faßte und welche — wir wissen es nicht, geben uns aber der Hoffnung hin, daß der hier festgelegte Hinweis auf Einband und Monogramm vielleicht Ergänzungen zu Ottos Bibliothek aus anderen heutigen Wiener oder Klosterbibliotheken erbringen könnte. Über die Zeit der Vergebung der Handschriften an das Kloster Zwettl haben wir eine sichere Nachricht bloß hinsichtlich des Kodex 64 in dessen auf das Jahr 1330 lautenden Schenkungsvermerk; bezüglich der übrigen Handschriften dürfen wir annehmen, daß deren Schenkung nach und nach erfolgt ist. Zwettl war um das Jahr 1300 durch seinen großen Abt Ebro (f 1304) und dessen würdigen Nachfolger Otto (f 1325) in Wien gut eingeführt, die Söhne mehrerer Wiener Bürgerfamilien lebten damals in Zwettl als Mönche *), darunter ein Bruder und ein Neffe des Otto Gnemhertl, die Verbindung zu gelegentlicher, sukzessiver Schenkung der Bücher war somit gegeben. Den Eindruck einer sukzes­sive erfolgten Schenkung machen auch die Worte der Eintragung in Kodex 84, endlich deutet auch der Wechsel in den Zwettler Händen, welche zwischen 1320—1350 in abwechselnden Worten die erfolgte Schenkung im einzelnen Kodex verzeichnen, hin auf dieses Nach und Nach der Vergabung. Diese Hände bedienen sich hiebei des alten hand­schriftlichen Zwettler Bücherzeichens »Liber gloriose virginis Marie in Zwetel« und fügen demselben attributivisch bei »quem dedit« oder »quem obtulit ibidem venerabilis dominus Otto Gnemhertlinus sacerdos« oder »plebanus sancte Marie virginis in Litore in Wienna« oder ähnliche Wendungen. Im Kodex 64 ist der Schenkungsvermerk nach dem Worte Ottonis des Ottonischen Eigentumsverses von Zwettler Hand als Beisatz angefügt: »Gnemhertlini, qui dedit hunc librum Zwetlensi monasterio.« Mit dankbarer Sorgfalt hütete man Ottos großes Büchergeschenk in Zwettl durch die Jahrhunderte. Wenn gleichwohl dessen Revision heute ein Manko aufweist, so möchte ich die abwesenden Volumina dennoch nicht für verloren halten, da mir Erfahrungen aus den letzteren Jahren (Korrespondenz und Publikationen) den Hoffnungsstrahl gezeigt haben, daß ehemalige Zwettler Handschriften nach dem alten »habent l l) Ygl. meine Regesten im 1. Band, I. Abt. der »Quellen zur Geschichte der Stadt Wien«. 14*

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