Mitteilungen des K. K. Archivrates 1. (Wien, 1914)

P. Benedikt Hammerl: Die Bibliothek des Wiener Klerikers Otto Gnemhertl um 1300, heute in der Stiftsbibliothek zu Zwettl

204 P. Benedikt Hammerl. Die Innenseite der beiden Buchdeckel ist vielfach mit Pergament­blättern älteren Datums und fremden Inhaltes beklebt, aber auch Beste von Gnemhertlschen Urkunden oder Urkundenkonzepten finden sich vor, in welch letzterem Umstand wohl der Beweis für die persönliche Anteilnahme und Anordnung Ottos an der Herstellung des Einbandes liegt. So einfach in ihren Mitteln nach dem Vorhergehenden nun diese Bucheinbände auch waren, so werden die weißroten Bände, in fortlaufen­der Beihe aufgestellt, im Zustand blendender Neuheit dennoch einen schmucken, wirkungsvollen und freudeschaffenden Eindruck gemacht haben in dem Milieu des Studierzimmers des plebanus von Maria-Stiegen anno 1320. In diesem ihrem Originaleinband sind heute noch erhalten die Oodd. Zwettl, nnr.: 50, 63, 86, 88, 97, 168, 172, 254, 264, 267, 275, 278, 309, 310, 319, 321, 343, 384. Drei Volumina, die heutigen Kodizes 135, 265, 276, beließ Otto in jenem Einband, mit welchem er sie erwarb. Ein zweites Charakteristikon der Ottonischen Büchersammlung ist die Eintragung seines Eigentums an dem Buche, welche Otto zumeist durch sein eingezeichnetes Monogramm, in fünf Fällen überdies durch einen Eigentümervers, in einem Falle bloß durch diesen Vers, aber jedes­mal entschieden und zumeist eigenhändig vollzogen hat. Sein Monogramm entwickelt Otto also: In einen Kreis von 2—3 cm Durchmesser zeichnet er mit schwarzer Tinte ein Majuskel-N ein und auf die Konturen dieses N verteilt er nach Art des Monogramms in der * Königsurkunde nach einem gleichartigen Gesetz die Majuskelbuchstaben AOEGHILMNOPBSTV. Neben das Monogramm im Ood. Zwettl. 172 schreibt eine Zwettler Hand um 1350, also noch ein Zeitgenosse, über dieses Monogramm: »Otto Gnemhertlinus plebanus sancte Marie virginis in Litore in Wienna. Hoc continetur in signo hoc.« Den Eigentümervers hat sich Otto also gedichtet: Sit laus scribenti, sit vita salusque legenti! Lector amore Dei sepe memento mei, Ottonis! Statt »sepe« steht einmal auch »quaeso«. 25 Volumina tragen dieses eigenartige ex libris des Monogramms, darunter 5 überdies auch den Vers, Kodex 135 trägt bloß den Vers, in Kodex 275, den der Einband als Gnemhertlscher Provenienz feststellt, ist mit den fehlenden ersten drei Blättern wohl auch das Monogramm verloren gegangen, Kodex 265 hat weder Monogramm noch Vers, jedoch kennzeichnet ihn der Schenkungsvermerk einer Zwettler Hand als Ge­schenk Ottos.

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