Mitteilungen des K. K. Archivrates 1. (Wien, 1914)

P. Benedikt Hammerl: Die Bibliothek des Wiener Klerikers Otto Gnemhertl um 1300, heute in der Stiftsbibliothek zu Zwettl

Die Bibliothek des Wiener Klerikers Otto Grnemhertl um 1300, heute in der Stiftsbibliothek zn Zwettl. Von P. Benedikt Hammerl. Im Kodex 84, fol. 1', der Stiftsbibliothek in Zwettl, dem sogenannten Kalendarium Zwettlense1), ist zum Jahre 1349 von einer gleichzeitigen Hand die nachfolgende Eintragung gemacht: »Obiit dominus Otto Gnem- hertel, qui dedit conventui bonos libros, scilicet in pestilencia communi, ipse et avunculus eius scilicet Pertholdus Schutzenmeister et frater Griffo, frater dicti Ottonis et Andree.« Am Bande neben dieser Eintragung schreibt die Hand des Zwettler Mönches frater Nycolaus de Dobresberg »XL volumina« um das Jahr 1400. Von diesen 40 Volumina sind im heutigen Handschriftenbestand der Zwettler Stiftsbibliothek nachweisbar noch 32 Volumina in 28 heutigen Handschriften vorhanden, wobei wir unter Volumen die bücherische Ein­heit des 14. Jahrhunderts bei Gnemhertl und unter Handschrift die heutige Kodexnummer in Zwettl verstehen. Einem derartigen, wenn auch kleinen, so doch nach Zeit, Ort und Personen sichergestellten mittelalterlichen Bücherbestand darf man in der Zeit der Publikation mittelalterlicher Bibliothekskataloge an dieser Stelle wohl einige Worte widmen. Stellt er ja gewissermaßen eine lebendige mittelalterliche Bibliothek vor, deren Besitzer und Benützer wir kennen, deren Schreiber und Buchbinder wir förmlich an der Arbeit sehen, dazu alles auf Wiener Boden, am Ende des 13. und Beginn des 14. Jahr­hunderts, in konsolidierten Zeitverhältnissen, welche der Tätigkeit des professionellen Bücherschreibers gleich hold waren wie der Lehrtätigkeit des Theologen und der Muse des geistlichen Bücherfreundes. Otto Gnemhertl, der Besitzer und Spender dieser 40 Volumina, entstammte einer wohlhabenden Wiener Bürgersfamilie. In den »Quellen zur Geschichte der Stadt Wien, 1. Abteilung, 1. und 3. Band« finden wir diese Familie so oft belegt, daß hier ein Hinweis auf jene Stellen ge­nügen dürfte. *) *) Gedruckt in Mon, Germ. Script. IX., 692; ebenda irrig Otto de Gnemhertel:

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