Mitteilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs 8. (Dritte Folge, 1914)

Tagebuch des Prinzen Eugen von Savoyen über den Streifzug nach Sarajevo im Jahre 1697. Mitgeteilt von Hauptmann Zitterhofer

Streifzug nach Sarajevo lt>97. 23 wohl an 1000 Seelen und «00 Waffenfähige zählte. Ich ließ sie nochmals zur Übergabe auffordern, sie gaben jedoch keinerlei Antwort. Da ich mich nicht einen Augenblick länger als gerade diesen Tag, den ich ohnehin als Rasttag an­gesetzt hatte, auf halten wollte, ließ ich den Rest der Bomben und Geschosse abferrern, die Artillerie vor Tagesanbruch zurückziehen und abmarschieren. Da ich die Absicht hatte, gegen Abend einen ziemlich großen Marsch anzutreten, ließ ich durch 20 Grenadiere und mehrere Trommler auf allen Seiten einen falschen Alarm machen und allseits ein großes Geschrei erheben. Man hörte hierauf die Rufe der feindlichen Offiziere, die sich bemühten, ihre Truppen in den Schanzen zurückzuhalten und sie zum Schießen zu bewegen, was ihnen nur mit knapper Mühe gelang. Hätte ich noch zwei oder drei Tage dort bleiben wollen, so hätten wir sie gewiß gefaßt, da wir sie aus den zwei Schanzen vertreiben und hierauf an die Mauern hätten Minen legen können. Außerdem hätten wir es leicht dazu bringen können, daß sie vor Durst umgekommen wären. Aber abgesehen davon, daß ich keine Leute daransetzen wollte, war die Jahreszeit schon so weit, vorgeschritten, daß keine Minute verloren werden durfte, weil dasWetter, welches bisher ziemlich gut gewesen war, sich jeden Augenblick ändern konnte und manche Regimenter bis zu ihren Quartieren fünf Wochen lang zu marschieren hatten, die, deren Unterkünfte am nächsten lagen, aber mindestens drei Wochen. Am 3. marschierte ich eine gute Stunde über Doboy [Doboj] hinaus in einer Ebene längs der Bosna; nach Passierung des Verhaues, der von mir gelegentlich des ersten Marsches nach Doboy erwähnt wurde, ist die Straße bis nach Doboy sehr gut; von hier aus gelangt man auf die Straße nach Maglay, und zwar an der Stelle, wo die Ussora vorbeifließt, d. h. eine gute Viertelstunde von Doboy ent­fernt. Bei dieser Stelle traf ich die Truppen, welche aus Maglay kamen, da ich gestern dem General Truchseß1) den Befehl hatte zukommen lassen, abzumarschieren, sobald Maglay, wo die Minen schon gelegt waren, in die Luft gesprengt und verbrannt sein würde, und die Türken, welche die Besatzung ’) Feldmarschalloutnant Veit Heinrich (Freiherr) v. Truchseß- W e tz h a u s e n.

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