Mitteilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs 8. (Dritte Folge, 1914)
Tagebuch des Prinzen Eugen von Savoyen über den Streifzug nach Sarajevo im Jahre 1697. Mitgeteilt von Hauptmann Zitterhofer
22 Zitterhofer. durch Wälder hindurchführt. die an vielen Stellen gelichtet sind. Es gibt aber auch hier einige Engpässe und es wäre kein leichtes gewesen, die Artillerie hier durchzubringen, weshalb ich sie auch von Doboy, wo die Straße sehr gut ist, hieherkommen ließ. Eine Stunde vor Anbruch der Nacht eröffneten wir von zwei Stellungen aus mit acht kleinen Geschützen das Feuer und bei Anbruch der Nacht begannen wir auch aus den beiden Mörsern zu feuern. Ich ließ die Besatzung zur Übergabe auffordern und drohte, erhielt aber keinerlei Antwort. Das Kastell befindet sich auf einem sehr hohen, kahlen Felsen; auf einer Seite fällt dieser schräg ab, und zwar auf der Seite der Unterstadt, die man von mehreren Punkten aus vollständig übersieht, doch kann man wegen des Felsens, der bis zur Höhe von einigen Piken steil abfällt, nicht hinaufsteigen. Die Feinde hatten dort zwei Schanzen angelegt; ich ließ während der Nacht einige Grenadiere hinaufsteigen, die alle Häuser bis zu der ersten Schanze in Brand steckten und das Vieh und mehrere Pferde Wegnahmen ; einige drangen sogar in die Schanze ein. Die Feinde leisteten fast keinen Widerstand, sondern schlossen nur das Tor des Kastells; sie schossen fast nicht, wollten sich aber nicht ergeben. Während der Nacht feuerten wir gegen 30 Bomben ab, ohne irgend eine Stellung einzunehmen. Ich hatte die Mörser rückwärts hinter einem Hause der Vorstadt aufgestellt. Hätte ich Leute daransetzen wollen, so wäre es allerdings ein leichtes gewesen, sie aus ihren Schanzen zu verjagen, sie dann in das Kastell einzuschließen und sich zehn Schritte vor dem Tor in den Häusern festzusetzen. Die Umgebung ist schön; obwohl ein aus den Bergen kommender kleiner Bach |Tesanjska| am Fuße des Felsens vorbeifließt, so hat weder das Kastell noch die Stadt Wasser und man könnte auch keines aus dem Bach schöpfen, solange ein Feind da ist. Am 2. setzten wir die Beschießung aus den Geschützen fort und verschossen auch den Rest der 100 Bomben, die wir mitgenommen hatten, verbrannten damit alles Brennbare in der Stadt und im Schloß und töteten viele Männer, Frauen und Kinder; einige sprangen sogar vom Felsen herab, tun sich zu retten. Man vernahm das Geschrei der Einwohner und nahm die große Verwirrung wahr, da der Ort