Mitteilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs 8. (Dritte Folge, 1914)

Tagebuch des Prinzen Eugen von Savoyen über den Streifzug nach Sarajevo im Jahre 1697. Mitgeteilt von Hauptmann Zitterhofer

20 Zitterhofer. zu decken. Es schneite heute abermals einen Teil des Tages und es war sehr kalt. Man hört nichts vom Feinde, da dieser so außer sich ist, daß er vollständig den Kopf verloren hat. Am 29. marschierte ich nach Schebtze [Éepce]. Der Weg ist kurz und gut. Die Kavallerie war vor 11, die Infanterie um 1 Uhr im Lager eingerückt, die Artillerie und der Troß gegen 3 Uhr, während die Saumtiere und das kleine Gepäck, durch die neuen Lagerwachen und zwei Dragonerregimenter gedeckt, wie gewöhnlich vor der Kaval­lerie eingetroifen waren. Als ich im Lager ankam, erhielt ich ein Schreiben des Generals X ehe m *) aus Peterwardein vom 24. d. M., in welchem er mir mitteilte, daß der Feind aus Temesvár und den Ortschaften unterhalb Belgrad ein ungefähr 6000 Mann starkes Korps, zumeist Infanterie, aufgestellt hatte und mit diesem am 22. aufgebrochen war, um über Zwornik in Bosnien einzumarschieren. Am 30. rastete ich und sandte einen Oberstleutnant mit 250 Heitern als Begleitmannschaft für die Artillerie, den Troß, das Schlachtvieh und die Maroden mit dem Auftrag voraus, stets einen Tag vor dem Heer zu marschieren. K y b a mit einigen hundert Hayduken und Husaren, ferner ein Major mit 300 deutschen Heitern, ein Ingenieur- und ein Artillerie­offizier wurden außerdem zur Rekognoszierung nach Tessen [Tesanj] abkommandiert. Gegen Abend tauchten ungefähr 50 feindliche Reiter in unmittelbarer Nähe der Vorposten auf und nahmen zwei Musketiere des Regimentes Guido Starhem­berg2), die sich mit anderen Maroden [Nachzüglern] vor den Vorposten befanden, gefangen; die übrigen entkamen recht­zeitig. Da ich nicht wußte, ob es sich um ein Streifkorps aus den benachbarten Garnisonen handle oder um die Vorhut des Korps, welches am 22. d. M. von Belgrad aufgebrochen sein sollte, befahl ich einem Oberstleutnant mit je 30 Reitern aus jedem Regiment zwischen den Vorposten und der Infanterie, die nach dem Abzug der Raizen auf dieser Seite ohne Deckung war, zu biwakieren. *) Feldzeugmeister Dietrich Heinrich Freiherr v. N ehern, war seit 22. August 1697 Kommandant des bei Peterwardein zurückgebliebenen Observationskorps. !) Heute Infanterieregiment Nr. 13.

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