Mitteilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs 8. (Dritte Folge, 1914)

Tagebuch des Prinzen Eugen von Savoyen über den Streifzug nach Sarajevo im Jahre 1697. Mitgeteilt von Hauptmann Zitterhofer

14 Z i tterliof er. über den Gipfel des Gebirges [also vermutlich über Losnik— Visegrad] um den Feind, falls er den letzten Paß und die letzte Schanze verteidigen sollte, aus überhöhter Stellung an­greifen und sich den anderen Truppen anschließen zu können. Die Nachhut der Kavallerie traf erst gegen 4 Uhr ein, die Infanterie bei Anbruch der Nacht, während die Artillerie eine schwache halbe Stunde von hier ab zurückblieb, weil die Straße noch nicht vollständig hergerichtet war. Am 20. marschierte ich nach Psenitza [Zenica|. Dieser Marsch ist etwas länger als der gestrige, der Unterschied ist aber nicht groß. Die Straße ist bis hinter Brandok ungemein schlecht: man muß nämlich auf einem ziemlich steilen Berg über kahle Felsen bergauf und bergab und wir hätten einen ganzen Tag lang arbeiten müssen, um die Artillerie hier vorwärts zu bringen. Deshalb ließ ich sie auch mit dem ganzen Troß im gestrigen Lager zurück, da ich sie nicht benötigte, weil ich bis Serail [Sarajevo! kein Kastell und auch keinen Paß mehr vor mir hatte. Ich ließ zu ihrem Schutze 400 Reiter und 300 Mann Infanterie und außerdem zur Bewachung dieses Passes und zur Sicherung der Rück­zugslinie eine Abteilung zurück. Der Oberstleutnant, der diese befehligt, hat den Auftrag, die Verbindung bis Brod aufrechtzuerhalten und es unterstehen ihm außerdem die Garni­sonen von Maglay und Doboy. Am Ausgang des Passes ver­breitert sich die Landschaft und wird sehr schön : allenthalben sind Häuser und Dörfer zu sehen. Der Ort, bei welchem wir lagern, ist sehr groß, das Land besitzt allerlei Vorräte in Hülle und Fülle, doch haben sich alle Bewohner geflüchtet. Das Lager ist sehr gut, der rückwärtige und rechte Teil liegt an der Bosna, während der linke Teil an das Dorf grenzt. Die Raizen, die vorausmarschiert sind, lagern jenseits des Flusses an der Straße, die uns morgen weiterführen soll. Das Dorf hatte eine schöne Brücke, die aber zerstört worden war. Alle Ge­fangenen bestätigen, daß im Lande sehr große Verwirrung und Bestürzung herrsche und daß niemand dem Kiaya |Kommandant von Bosnien] gehorche, der seit dem Tode des Paschas bis zur Einsetzung eines Nachfolgers den Oberbefehl führt. Derselbe war persönlich bei den zwei Pässen, die gestern eingenommen wurden und er entging beim zweiten

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