Mitteilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs 8. (Dritte Folge, 1914)

Tagebuch des Prinzen Eugen von Savoyen über den Streifzug nach Sarajevo im Jahre 1697. Mitgeteilt von Hauptmann Zitterhofer

mit knapper Not der Gefangenschaft, da sein Turban in der Hand desjenigen verblieb, der ihn festgenommen hatte. Am 2t. marschierte ich nach Doboy |Doboj|, einem Dorf an der Bosna, das denselben Namen führt wie das Kastell. Der Marsch ist fast ebenso lang wie der gestrige. Anstatt das Flachland vor uns zu finden, von dem uns alle Führer und selbst die Einheimischen gesprochen hatten, muhten wir über ein äußerst unwegsames Gebirge. Beim Ver­lassen des Lagers setzten wir über die Bosna, wobei die Kavallerie der Infanterie ihre Pferde lieh. Dann ging der Marsch während drei Viertelstunden durch eine kleine Ebene zwischen der Bosna und dem Gebirge. Hierauf verließen wir die Bosna [bei VracaJ, die sich hier in großem Bogen ziemlich weit nach rechts wendet und marschierten während zwei guten Stunden durch ein sehr hohes und sehr unwegsames Gebirge, welches von langen Engpässen durchzogen ist. Am Fuße des Gebirges fanden wir die Bosna wieder. Kurze Zeit nachher wird die Straße breiter: das Land öffnet sich etwas bis nach Kaknia |Kakanjj, wo die Bosna abermals auf einer schönen Holzbrücke überschritten wurde, die vom Feinde nicht verbrannt worden war. Von hier aus gelangten wir in einer halben Stunde durch eine zwischen Bergen gelegene schöne Ebene nach Doboy. Das Lager ist gut. die rückwärtige und ein Teil der rechten Seite lehnen sich an die Bosna, die linke Seite liegt auf Flintenschußweite vom Dorfe, vor Bergen, die nicht allzu hoch sind. Den Weg nach Serail [Sarajevo] kann ein Pferd von hier aus im Schritt in sieben Stunden zurücklegen. Futter, Getreide und Vieh sind in Hülle und Fülle vorhanden. Zahlreiche christ­liche Bauern kommen zu uns, um Schutz zu erbitten und wollen sich uns anschließen, wenn wir das Land verlassen sollten. Die türkischen Bauern hatten sich alle nach Serail zurückgezogen, wo man sie vor der Stadt kampieren läßt, weil man sie nicht hineinlassen will, wenn man diesbezüglich den Gefangenen und Überläufern Glauben schenken darf. Diese berichten auch, daß im Lande große Bestürzung herrsche und daß der Kiaya gestern abends mit ungelähr 100 Reitern verwundet [nach Sarajevo | zurück- gekommen sei. trotzdem aber niemand die Flucht ergriffen

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