Mitteilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs 8. (Dritte Folge, 1914)

Major Paldus: Zwischen Elbe und Riesengebirge. Die Kämpfe der 2. leichten Division in Böhmen 1813

134 Pal cl us. einen Besuch aus dem nahen Lager bei Paulsdorf zu ge­wärtigen haben dürften1). Wie in Liebenau, wo fast stündlich Flüchtlinge eintrafen, vernahm Neipperg auch hier von den Gewalttaten des Feindes. Die Requisitionen hörten nicht auf. Die Bewohner wurden beraubt, ihre Häuser geplündert und in den Vorstädten, was nicht fortzubringen war, zertrümmert. Die Vorräte an Tuch, von denen infolge des raschen Vor­dringens des Feindes nur ein geringer Teil in Sicherheit gebracht werden konnte, sowie die Fabriken waren in Gefahr, ausgeführt, beziehungsweise beschädigt zu werden. Geschwächt durch die Absendung der Truppen Z i c h y s, bei weiteren Mißerfolgen Blüchers in der rechten Flanke bedroht, war Neipperg gewiß nicht in der Lage, der be­drängten Stadt Hilfe und Schutz angedeihen zu lassen. Dennoch wollte er nichts unversucht lassen und verfiel auf das Mittel, durch ein Aufgebot der Landbevölkerung seine Streitkräfte zu vermehren und sie dadurch zu einem Schlage. gegen die bei Paulsdorf befindlichen Feinde zu befähigen, wodurch der reichen Manufakturstadt, die Tausenden von Familien im Iser- gebirge Brot gab, wenigstens für einige Zeit Ruhe verschafft und Zeit gewonnen werden konnte, die aufgehäuften Vorräte in Sicherheit zu bringen. Der Handstreich wurde für die Nacht vom 25. auf den 26. August in Aussicht genommen und mit der Aufbietung des Landsturmes der Hauptmann des Generalquartiermeister­stabes Leopold v. Po tier betraut. Von Dorf zu Dorf reitend, erzählte er den Leuten die traurigen Begebenheiten im Feindes­bereich und forderte sie, ihnen dasselbe Los in Aussicht stellend, auf. zu den Waffen zu greifen. Als der Hauptmann beifügte : „Ihr sollet durch den Waffenaufstand nur Schrecken beim Feind verbreiten, und benn Angriff hinter der Truppe aufgestellt werden”, riefen viele dieser braven Gebirgs­‘) Neipperg an Schwarzenberg, Liebenau, 24. August i K. A., F. A. 1813, Hauptarmee, VHI, 437). Das Operationsjournal der 2. leichten Division verlegt die Rekognoszierung auf den 25., doch geht aus den französischen Berichten hervor, daß die russischen Reiter am 24. vor Reichenberg erschienen. Auch fand die Räumung infolge Abmarsches des 2. Korps an diesem Tage statt, am nächsten Tage wurde die Stadt wieder besetzt.

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