Mitteilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs 7. (Dritte Folge, 1911)
Hauptmann Bartsch: Zur Psychologie des Vaters Ferdinands von Schill
Zur Psychologie des Vaters Ferdinands von Schill. 41 doch die bewilligte Ruhegabe von tausend Gulden nachbezahlt 1). Nun war das Leben des alten Herrn vor Not geschützt, nicht aber vor neuen Unruhen. Zuerst versuchte Schill in stets erneuten Vorstellungen seine verlorengegangene preußische Pension zu der österreichischen hinzu zu erlangen, was aber ihm mißlungen zu sein scheint. Dann forderte er von den Berliner Behörden Hegeimig des von ihm scheinbar für bedeutend gehaltenen Nachlasses seines Sohnes Ferdinand und führte überdies noch eine Reihe von Prozessen, in denen er überall sachtällig wurde, „worauf er sich mit Bittschriften an die Minister und den König von Preußen wandte. Zu diesen Zwecken nahm er den österreichischen Gesandten in Anspruch2).” Hingegen mißlang es nach 1809 den preußischen Behörden regelmäßig, Zahlungen, zu denen er rechtskräftig verurteilt war, von ihm einzutreiben. Als beruhigender Beweis für die große Frische seines Alters, seiner Lebenskraft und seines Temperaments ist auch das Faktum anzusehen, daß er, kaum in der Gewißheit auf seine alten Tage versorgt zu sein, etwa um 1811, ein Liebesverhältnis mit einem Fräulein Barbara Bergmann anknüpfte, mit der er in den Jahren 1812, 1814 und 1817, zuletzt also als Einundachtzigjähriger, noch drei Kinder zeugte: zwei Knaben und ein Mädchen. Ziemlich nahe an die Neunzig, heiratete er am 27. November 1821 seine späte Geliebte und beschloß sein an Unüberlegtheit, Aufregungen und Eigensinn überreiches Leben am 27. Februar 1822, indem er eine Witwe ohne Anspruch auf Pension, drei Kinder und nicht einen Heller Vermögen hinterließ, so daß seine zahlreichen Gläubiger armutshalber abgewiesen werden mußten 3). Das Pensionsprotokoll berichtete über seine letzten Lebensjahre, die er in Punzau bei Teschen verbrachte: „lebt still und seinerWürd angemessen, hat jedoch viel Eigensinn und ist immer in Geldprozesse verwickelt”. ') K. A., H. K. R. 1811, Registratur, J 1, 83/12. 2) Binder-Kriegelstein, 274.----------?-)- H. K. R. 1840, Registratur, L, 45/1062.________________________