Mitteilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs 7. (Dritte Folge, 1911)
Hauptmann Bartsch: Zur Psychologie des Vaters Ferdinands von Schill
Zur Psychologie des Vaters Ferdinands von Scliill. 33 Freund, der ihn an Erzherzog Ferdinand, den für den galizischen Feldzug bestimmten kommandierenden General, empfahl. Noch vor Ausbruch des Krieges, am 15. März 1809, forderte Walkon den alten Parteigänger zu einer ersten, mündlichen Besprechung auf1). Schill reiste Hals über Kopf an die Grenze, wurde hier, da er ohne Paß war, aufgehalten, versäumte den nach Warschau vorgehenden Erzherzog und wurde erst sechs Wochen später, als bereits kostbare Zeit für beide Teile verloren war, abermals und dringlicher aufgefordert, schnell zu Seiner königlichen Hoheit zu eilen. Es war das schon am letzten Tage des April. Nun reiste er von Czenstochau, wo ihn jene Aufforderung angetroffen hatte, nach Warschau und erreichte den Erzherzog in S^kocin. Dort wurde der Entwurf zu dem in der Anlage folgenden Vertrage aufgesetzt und vom FML. von Dinersperg in Warschau rechtskräftig abgeschlossen und unterzeichnet. Als Hauptwerbungsplatz wurde Schill die Gegend von Oswiqcim zugewiesen. Da jedoch zur selben Zeit als in Warschau der Vertrag abgeschlossen wurde, am 11. Mai, ein kleines Detachement unter Oberst Gr aniont das befestigte Czenstochau belagerte, erbot sich Schill, der den Ort genau kannte, vorerst dort Dienste zu leisten. Er ließ die Werbung abseits liegen und eilte, schon wieder voll von neuen Projekten, vor den eingeschlossenen Ort, dessen Belagerer ohne jedes grobe Geschütz ziemlich hilflos waren. Flugs hatte der alte Schill seine Pläne. Seine preußischen Kameraden, Mitglieder einer zur strengen Neutralität verhaltenen Armee, sollten Geschütze aus den nächsten Festungen ausleihen! Wirklich sandte der alte Heißsporn Estafetten nach Kosel und Glatz und ein Teil jener kleinen Korrespondenz vom Beginn des Juni, in welcher der Kommandant von Glatz, Oberst Graf Götzen, das wunderliche Ansuchen mit dem Hinweis, sich erst beim König anfragen zu müssen, ablehnte, ist uns tatsächlich erhalten geblieben. Schill hatte ihn um freundschaftliche Überlassung eines Mörsers und zweier Zwölfpfünder ersucht2). ») K. A., H. K. R. 1810, Gr4, 31/3. 2) K. A., H. K. R. 1809, 7. Korps, YI, 4. Mitteilungen des k. und k. Kriegsarchivs. Dritte Folge. VII. Bd, 3