Mitteilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs 7. (Dritte Folge, 1911)
Hauptmann Bartsch: Zur Psychologie des Vaters Ferdinands von Schill
34 Bartsch. Bezeichnend für das unbekümmerte Gemüt des alten Freischarenführers ist übrigens, daß er sich, während seine Boten um Geschütz für Czenstochau warben, nach seinem geliebten Lublinitz begab, ohne später eine Erklärung für die kleine Reise geben zu können. Als er, ohne inzwischen die mindeste Nachricht gegeben zu haben, am Abend des 16. Mai wieder vor Czenstochau ankam, fand er die Blockade aufgehoben. Oberst G r a m o n t war abgezogen und die Besatzung, die soeben die Gegend abschwärmte, begann sofort eine Jagd auf den Überraschten, welche die ganze Reitkunst des alten Herrn erforderte. Nur nach langen Umwegen über Schlesien vermochte der Versprengte wieder zu den kaiserlichen Truppen zurückzugelangen. Trotz seiner zwecklosen Projektenmacherei scheint Schill in den wenigen Stunden seiner Tätigkeit vor Czenstochau auch Brauchbares geleistet zu haben, dennGramont rühmte Schill als sehr tätig und voll guter Lokalkenntnis1). Seine Werbung betrieb Schill unterdessen in jenem Tempo, das der alte Herr sich in vornapoleonischen Zeiten angewöhnt hatte, in denen Kriege nach seinen Erfahrungen bis zu sieben Jahre Dauer zu haben vermochten. Beständig erbat er sich Hilfskräfte aus dem aktiven Truppenstande und nach seinen Meldungen waren ihm zu der Zeit, als der Schlag von Wagram nahe bevorstand, erst ein pensionierter, seit 31 Jahren ausgetretener Husarenoberleutnant Paul von V őrös, von sicherlich beträchtlichem Alter und ein junger Westfale, der im Regimente seines berühmten Sohnes gestanden hatte, Leutnant Baron Loehn, zugewachsen2). Am 20. Juni noch klagte er dem Militärkommando in Krakau, wie es bei der Gesinnung der Polen und der Seltenheit von Ausländern in einer Gegend, wo es nichts zu holen gäbe, fast unmöglich sei, mit der Rekrutierung Fortschritte zu machen. Er bitte um die Erlaubnis, Offiziere zur deutschen Armee senden zu dürfen, um von dort Deserteure und Gefangene anzuwerben ! Hingegen legte er dem Erzherzog abermals einen neuen Plan vor. Er rühmte sich, aus eigener Erfahrung und durch ») K. A„ H. K. Jt. 1809, 7. Korps, V, ad 62. s) K. A., H. K. R. 1809, 7. Korps, VI, 9, 15,