Mitteilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs 7. (Dritte Folge, 1911)

Hauptmann Bartsch: Zur Psychologie des Vaters Ferdinands von Schill

32 ßartscli. Er lebte von da an fast ein Jahrzehnt abgeschieden auf dem Gütchen Sodow bei Lublinitz in Oberschlesien, das er bald nach seiner merkwürdigen Ernennung zum preußischen Oberst­leutnant, 1780, erstanden hatte. Die Friedensjahre von 1780 bis 1803 gaben dem unruhigen Manne keine andere Gelegenheit zu Kampf und Fehde, als Prozesse und gericht­liche Streitfälle, in denen er sein Lebelang verwickelt war. Seine Kinder, unter vier Söhnen und zwei Töchtern war Ferdinand der jüngste Sohn, wuchsen indessen heran. Die Söhne wählten sämtlich das Waffenhandwerk und traten alle bei der leichten Reiterei ein. Der erste und dritte zeichneten sich durch dasselbe hinreißende Temperament und Draufgängertum aus, das für Ferdinand von Schill so charakteristisch ist und allen Nachrichten zufolge, auch dem Vater zu eigen war. Der zweite Sohn verlor durch Kränklichkeit viel von der aus­gesprochen schneidigen Silhouette derer von Schill. Als das Jahr 1805 neuen Krieg brachte, wurde der alte Parteigänger wieder unruhig. Trotzdem er das siebzigste Jahr überschritten hatte, warf er 1806 unbedenklich sein ganzes Vermögen in die Wagschaie des oft erprobten und ihm lieb gewordenen, damals aussterbenden Handwerks eines Con- dottiere von Beruf. Haken sagt über jenen mißglückten Versuch nur: ,,Er sammelte eine Menge von Förstern und Jägern in seiner Gegend und ging damit um, ein Korps aus ihnen zir errichten, als der dirigierende Minister der Provinz, Graf von Hoym es für angemessener fand,, ihm das Unternehmen zu unter­sagen.” .Nun hatte Schill, heißblütig wie er war, sein Gut verkauft und stand mit einigen zwanzigtausend Reichstalern in Händen, von denen wahrscheinlich ein großer Teil auf Schuldentilgung verwendet werden mußte, zwecklos im Leben. Die sorgliche Hausfrau, die dem Abenteurer sein Vermögen Zusammenhalten geholfen haben mochte, war tot, und so kam es, daß der ruhelose alte Mann nur mehr geringe Bruchteile seines Vermögens zu der von ihm bevorzugten Kapitalsanlage übrig hatte, als der Krieg Österreichs gegen Napoleon im Jahre 1809 losbrach. Schill hatte damals an dem in Krakau angestellten kaiserlichen Gubernialrat Baron Walkon d’Esporn einen

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