Mitteilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs 7. (Dritte Folge, 1911)

Hauptmann Bartsch: Zur Psychologie des Vaters Ferdinands von Schill

Zur Psychologie des Vaters Ferdinands von Schill. 31 seine häufigen freundschaftlichen Besuche in Österreichisch- Schlesien mitten in einem, wenn auch sehr lässig geführten Kriege, bemänteln. Der unbedenkliche Mann scheint aber um sich zu sichern, tatsächlich dann und wann eine Nach­richt aus Österreich an seinen König geliefert zu haben. Jeden­falls wird eine Anmerkung im Buche Hakens, der Vater des auf der Höhe seines Ruhmes stehenden Ferdinand von S chill sei von den preußischen Offizieren trotz seines Ranges mit kaum verhohlener Geringschätzung behandelt worden, durch solche Vorkommnisse aufgeklärt. Nach Haken sollte Schill damals für den König von Preußen ein Korps von 6000 „Tataren”, leichte polnische Reiter, errichten und anführen; er soll weiter hoch in der Gunst des alten Königs gestanden haben. Es wird jedoch hinzugefügt, daß nach glaubwürdigeren Aussagen als jenen des alten Schill, dessen Anstellung als Oberstleutnant ein reiner Mißgriff gewesen war und auf Grund einer Namens­verwechslung entstanden sein soll. „Friedrichs Denkweise gestattete nicht, sich eines solchen Fehlgriffes schuldig zu bekennen. Der Neugeworbene behielt also die ihm gegebene militärische Anstellung, fand aber beim Regiment und überall im tätigen Dienst indes keine weitere Beachtung. Auch seine eifrige Bemühung, sich durch heimliche Rekrutenwerbung in Polen verdient und beliebt zu machen, verfehlte diesen Er­folg, setzte ihn selbst aber sehr dringenden Gefahren aus.” Es erscheint möglich, daß diese „dringenden Gefahren”, die eben in jene Zeit, dem Schlüsse des bayrischen Erbfolge­krieges fallen, eine Andeutung auf den österreichiseherseits als Spion verdächtigten, zumindest aber als Falschwerber anzusprechenden Abenteurer sind. Sicher ist, daß Schill, der gegen Ende der Achtziger- Jahre hoffte, zum Obersten des „gelben Husarenregiments“ von Usedom vorzurücken, gänzlich übergangen wurde. Wie immer, schob er auch diese Demütigung den Einflüsterungen seiner Feinde zu, die er wohl allenthalben reichlich sammelte, aber, in einer Art Verfolgungswahn in noch reicherer Anzahl vor­handen und gehässiger wähnte, als es den Tatsachen entsprach. Schill reichte daraufhin um seinen Abschied ein und erhielt diesen im Jahre 1787 nebst einer kleinen Pension.

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