Mitteilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs 7. (Dritte Folge, 1911)
Hauptmann Bartsch: Zur Psychologie des Vaters Ferdinands von Schill
30 Bartsch. bis zum Hubertusburger Frieden fortführte, nicht ohne Vorteil.” Übrigens sagtBinder-Kriegelstein, daß der alteCondottiere wiederholt beim Beutemachen Anlaß zu Klagen gegeben hatte und immer wieder bestraft werden mußte. Solcher Art waren seine „sächsischen Dienste”. Später finden wir seinen Namen erst im bayrischen Erb- folgekriege mit dem Charakter eines königlich preußischen Oberstleutnants wieder. Auch hier ist das Andenken, das die Akten von ihm bewahren, kein angenehmes. Nach preußischen Quellen soll Loudon sich damals sehr bemüht haben, den verwegenen Freischarenführer in österreichische Dienste zu ziehen. Ein Kundschaftsbericht, den der dem Generalquartiermeisterstab zugeteilte Oberleutnant Walewsky im Oktober 1779 aus dem Fürstentum Pleß an die kaiserliche Kabinettskanzlei beförderte x), nennt den ,,bei den braunen Husaren zugeteilten Obristlieutenant von Schill” unter den Männern, mitdenenVer- bindungen angeknüpft worden seien. Ein anderer dieser Offiziere, ein Genieleutnant, der, obwohl in Diensten des Königs stehend, dem österreichischen Hof ausführliche Berichte über die Bewegungen und Maßnahmen Friedrichs II. in Schlesien lieferte, warnt jedoch die österreichische Heeresleitung vor ihm: „Ein hier [in Pleß] sich aufhaltender Obristlieutenant von Schill wird vom Könige ebenfalls als Spion gebrauchet und reiset sehr oft nachBielitz. Man darf nur auf seine Reden acht geben; er ist sehr dumm und kann leicht ertappt werden. Jedoch bitte ich jetzt, ihn nicht zu arretieren, wenn er hinüber kömmt, weil der Verdacht auf mich fallen würde und er im Grunde auch sehr gut für den k. k. Hof gesinnt ist.”2) Nun ist diese Nachricht, die fast imstande wäre, Schill in den Verdacht doppelter Spionage zu bringen, mit Vorsicht aufzunehmen. Der halsstarrige, zanksüchtige Mann war verhaßt wo er hinkam und mit Ausnahme des Prinzen Xaver urteilten selbst seine Vorgesetzten hart über ihn. War Schill damals wirklich mit der österreichischen Heeresleitung in Verhandlungen, so konnte ein solcher Verdacht gewiß leicht entstehen, denn der preußische Parteigänger mußte *) *) K. A., Kabinettsakten 1779, XII, 1. 2) K. A., Kabinettsakten 1779, XI, 2.