Mitteilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs 7. (Dritte Folge, 1911)

Hauptmann Bartsch: Zur Psychologie des Vaters Ferdinands von Schill

Zur Ps3^chologie des Vaters Ferdinands von Schill. 29 Persönliches, außer der Behauptung Schills, seine Ahnen hätten hohe Stellen als Oberste, Brigadiere und Generale be­kleidet und seien adelig gewesen, doch wären die Dokumente in Verlust geraten. Auch diese Behauptung erwies sich, wenigstens für Österreich und das Deutsche Reich, nach einer Durchsicht der Bestallungslisten und Generalsprotokolle, hinfällig. Der Name Schill findet sich häufiger in den Stabsoffizierschargen, ohne daß jedoch eine Aszendenz nachzuweisen wäre. Genug, Schill war um die Zeit seiner Nobilitierung „Rittmeister und Kommandant einer ganzen berittenen Eskadron im Regimente Renard-Chevaulegers”. Mit dieser Nachricht stimmt der Taufschein Heinrichs von Schill, des ältesten Sohnes Johann Georgs, beiläufig überein, der den alten Schill als Hauptmann im sächsischen Dragoner­regiment Graf Renard nennt. Schill hatte sich seine Frau, vielleicht eine Jugend­bekanntschaft, aus der Heimat geholt. Margarete Traglauer, die Johann Georg Schill im Trauschein vielleicht selbst zu einer ,,von Traglau” machte, da das „von” in die Trauungs­urkunde nachträglich eingefügt ist, wird als Tochter eines Stadtquartiermeisters in Eger genannt. Diese Nachricht ist außer dem Todesdatum der Mutter des Volkshelden, dem 16. Mai 1796, das einzige, was über diese, vermutlich stille und durch das Wesen ihres halsstarrigen Gatten gedrückte Frau bekannt wurde. Über Schills Taten als_ Parteigänger berichtet nur Haken einiges Unverläßliches. Schill, der bei Pirna in Ge­fangenschaft geraten war, flüchtete, nachdem er eine große Zahl gefangener Sachsen beredet hatte, mit ihm auf eigene Faust Krieg zu führen. Von da ab finden wir den unbot­mäßigen Mann nur mehr dann und wann einem regu­lären Truppenkörper „zugeteilt”. Er blieb, was er damals wurde, Freischarenführer und bezog eine Zeitlang sogar als solcher französischen Sold. Es wird dies die Zeit seiner Er­hebung in den Adelsstand gewesen sein. Schills Ver­dienste in jener Zeit waren wohl etwas selbstsüchtiger Natur, denn sogar der ihm wohlgeneigte Haken gibt zu: „Für sein Privatvermögen blieb dieser kleine Krieg, den er

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