Mitteilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs 7. (Dritte Folge, 1911)
Die Division Jellačić im Mai 1809. Quellenkritische Studie von Hauptmann des Generalstabskorps Wilhelm Wachtel
Die Division Jellacic im Mai 1S09. 143 Ofenau-Berg durch eine kombinierte Kompagnie des 1. Regiments unter Hauptmann Depruyn besetzen und zu deren rascheren Verbindung mit dem Gros eine Schiffbrücke über die Salzach, anscheinend in der Gegend der Lammermündung, schlagen 1). Das Detachement Stengel war von der Lämmer- brücke so schleunig zurückgegangen, daß es jede Fühlung mit den Österreichern verlor und auch das Abbrennen der Brücke nicht bemerkte. So kam es, daß auch Marschall Lefebvre, als er die Nachricht vom Rückzug Stengels bekam, eine Offensive der Österreicher aus der Abtenau gegen Golling befürchtete. Noch am G. sandte er dem GM. Raglo- vich schleunigst den Auftrag, falls der Gegner die Lammer- brücke in der Abtenau überschritten haben sollte, alle Kräfte einzusetzen, um ihn über die Lämmer zurückzuwerfen und die Brücke zu zerstören * 2 3 * * * *). GM. Raglovich, der indessen schon wußte, daß die Österreicher dem GM. Stengel über Scheffau nicht gefolgt waren, ritt noch am' gleichen Tage mit dem Adjutanten Lefebvre s, Maingarnaud, zur Rekognoszierung an die Lammerbrücke vor und stellte deren Zerstörung und die Besetzung des südlichen Lammerufers durch österreichische Truppen fest, was er sogleich nach Salzburg meldete 8). Welchen Eindruck die mutvolle bisherige Verteidigung der durch den Paß Lueg geschlossenen Gebirgskette seitens *) Prielmay er-Prestele, 144. 2) Drouet an R a g 1 o v i c h, Salzburg, 6. Mai 1809 (König!, bayr. K. A., 1809). Daß Lefebvre eine etwaige weiterreiehende Offensive des FML. J ellacic voraussetzte, gebt daraus hervor, daß am 6. nachm, die Tore Salzburgs plötzlich für jedermann gesperrt wurden und es auch am 7. blieben. (Tagebuch des Salzburger Bürgers Anton Corbinian Bauch.enbichler, veröffentlicht von Vidmann in Mitteilungen der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, XLIX, 19.) 3) R a g 1 o v i c h an Kronprinz Ludwig, Golling, 6. Mai 1809 (Königl. bayr. K. A., 1809). Diese Vorgänge sprechen alle dafür, daß, wie Originaljournal 5. Mai und die verschiedenen Berichte des FML. J ellacic sagen, die Österreicher die Lammerbrücke zerstörten und nicht, wie Bei chert, Königl. bayr. 2. Infanterieregiment, 63, und I) ö d e r 1 e i n, II, 141, angeben, die Bayern. Auch G M. Stengel erwähnt in seinem Bericht an den König von 5. Mai 1809 ausdrücklich, daß das Nachdrängen der Österreicher die Brückenzerstörung verhinderte.