Mitteilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs - Supplement. Erzherzog Johanns "Feldzugserzählung" 1809 (1909)
VI kommentiert, auch des Erzherzogs eigenhändigen Text des Abschnittes vom 27. Mai bis 14. Juli ediert1). Außer den oben genannten Aufzeichnungen hat jedoch Erzherzog Johann ein durchwegs eigenhändiges Manuskript hinterlassen, welches sich in erzählender Form mit den Begebenheiten des Jahres 1809, vornehmlich der Tätigkeit der seinem Befehl anvertrauten Armeegruppe beschäftigt. Diese „Feldzugserzählung”, wie sie gewöhnlich genannt wird — der Erzherzog betitelt seine Arbeit: „Feldzug 1809, von mir erzählet” — umfaßt 22 meist vierseitig beschriebene Bog'en und stammt aus dem Jahre 18102). Korrekturen und Einschaltungen, die durch abweichenden Schriftcharakter oder andere Tinte abstechen, stammen aus späterer Zeit, sind aber gleichwohl durchgehends von Erzherzog Johann eigenhändig beigesetzt. Die Schrift ist zum großen Teil eng- aneinandergefügt, dabei klein und schwer leserlich, die Tinte erscheint schon vielfach verblaßt und schlägt nur zu oft durch, so daß meist mit Lupe und Karte gearbeitet und paläo- graphisch vorgegangen werden mußte, um zu einem Resultat zu gelangen. Man geht wohl nicht fehl, wenn man diesem Umstande die Schuld beimißt, daß bisher eine vollinhaltliche Edierung der Feldzugserzählung noch ausstand. Die Ereignisse sind im allgemeinen vom Beginn des Jahres 1809 bis zum 20. Januar 1810 dargestellt und umfassen sechs Kapitel3). Schon aus diesen Zeitgrenzen kann entnommen werden, daß die Bezeichnung als „Feldzugserzählung” viel zu bescheiden gewählt ist. Die politische Vorgeschichte des Krieges, all die Strömungen und Einflüsse, die sich im Verlauf des Feldzuges am kaiserlichen Hofe, im Hauptquartier des Generalissimus geltend machten, die langwierigen Verhandlungen, die zum Friedensschluß von Schönbrunn führten und die Gegensätze, welche hiebei auf- einanderprallten, sind in den Kreis der Betrachtung, oft auch der persönlichen Kritik gezogen. Freiherm von ’) Erzherzog Johann von Österreich im Feldzuge von 1809. Graz, Verlagsbuchhandlung Styria, 1892. 2) Zwiedinek-Siidenhorst a. a. O. VII; Original: gräflich Meran- sches Archiv zu Graz, 1809, Nr. 1166. “) Siehe Inhalt.