Mitteilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs - Supplement. Erzherzog Johanns "Feldzugserzählung" 1809 (1909)

I. Kapitel (Vorgeschichte des Krieges)

kurz vorher. In Schweden herrschte ein junger König, voll Eigenschaften, aber nicht für dieses arme Reich geschaffen; sein Geist hätte in jedem anderen großen Staate vielleicht große Dinge gewirkt, hier mußte er zerstören: er führte noch Krieg mit Rußland, ein Krieg, der nur nachteilig werden konnte, da er außer allen Verhältnissen war und der gesunden Politik widersprach. Die Pforte hatte, wie ich bereits sagte, einen Mann verloren, welchem gleich seit langen Jahren dieser Staat nicht aufzuweisen hatte; sein längeres Leben hätte eine Umwälzung bewirkt, aus welcher die wohltätigsten Folgen für das Ansehen und die Macht der Pforte entstehen konnten; nach seinem Tode blieb alles beim alten, der Krieg wurde gegen Rußland und die Empörten fortgesetzt. Dänemark verdient im Norden keiner Erwähnung, zu klein ist dieser Staat, um einer Partei durch seinen Beitritt ein Übergewicht zu geben. Seine ganze Politik war, freundschaftliche Verhältnisse mit Frankreich zu unteidialten, um dadurch seine Existenz zu fristen. Frankreich hatte damals unternommen, den Krieg in Spanien zu endigen, große Streitkräfte wTaren dahin gezogen, Napoleon selbst an der Spitze derselben, schnell eroberte er wieder das Verlorene. Frankreich hatte durch die Kriege mit Österreich, durch jenen mit Rußland an Macht zugenommen, teils durch Vergrößerung des eigenen Gebietes, teils durch Auf­stellung neuer Bundesfürsten, ganz von ihr abhängig. Ganz Deutschland und das neue Herzogtum Warschau, Holland, Neapel, ganz Italien (denn der Papst war soviel wie nichts), Preußen und Rußland waren mit diesem Staate verbunden; Napoleon sah sich mächtiger als jemals und alle Streit­kräfte Italiens, Hollands und Deutschlands standen zu ihm; in letzterem Lande ließ er die heimischen Truppen und nur seine schwere Reiterei und einige Divisionen zurück, um alles übrige gegen Spanien zu verwenden. Die Divisionen Boudet und Molitor zogen Ende Dezember durch Besangon, aus Deutschland kommend, jene von Legrand durch Frank­furt Lyon zu. Es war ihm Ernst dort zu enden; nach der Eroberung von Madrid rückten die französischen Völker allenthalben vor. Napoleon selbst gegen das englische

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