Mitteilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs - Supplement. Erzherzog Johanns "Feldzugserzählung" 1809 (1909)

I. Kapitel (Vorgeschichte des Krieges)

9 i. August waren die Spanier neuerdings in Madrid und Junot hatte Portugal mittels Kapitulation räumen müssen. Anfangs August wurde der Rheinbund um die Stellung seiner Truppen angegangen, von Österreich die Erkennung König Josefs gefordert, welche aber, da man auf einen möglichen Krieg dachte, verschoben wurde. Napoleon, um sicher zu gehen, veranstaltete die Zusammenkunft in Erfurt mit Rußlands Kaiser. Sie geschah Ende September; von dort die Aufforderung an England, Friede zu machen. Von Seite Österreichs erschien daselbst ein Abgeordneter; obgleich gut behandelt, hatte er nicht den geringsten Einfluß in den Verhandlungen. Deutlich zeigte es sich, daß Rußland zu innig mit Frankreich vereinigt sei, damit man bei einem ausbrechenden Kriege auf den Beistand dieser Macht rechnen könne; auch lauteten Napoleons Schreiben an Österreich warnend und so manche seiner Äußerungen drohend, die wenig Zweifel über seine Absichten ließen. Wohl mochten schon die Bewaffnungen zum Vorwand dienen1). Am 18. Oktober war Napoleon in St. Cloud zurück, von dort nach Spanien. Der Sieg bei Ocana öffnete ihm die Tore von Madrid, wo er den 4. Dezember einzog. Am 8. wurde Saragossa belagert. Uber die Absichten Napoleons mit Österreich war kein Zweifel mehr; Stadion negoziierte mit England der Sub- sidien wegen. Am 27. November kam dann ein Staatsboot in Triest an, und damals breitete sich das Gerücht aus, die Spanier hätten Erzherzog Karl zu ihrem Könige begehrt; in der größten Spannung war alles, die Ereignisse in Spanien zu beobachten, noch einen tieferen Eindruck machte der gewaltsame Tod des Bairaktar2) am 24. Dezember, eines Mannes, der gewiß das Ansehen der Pforte empor­gehoben und der Macht Rußlands die Spitze geboten hätte; sein Tod änderte nichts in dem Krieg, der fort­gesetzt wurde. Daß es an Alliierten nicht gebreche, war eine der Hauptsorgen des Wiener Kabinetts; es wurden Schritte in Ansehung Rußlands gemacht, die aber ohne *) Ara 4. Oktober hatten die ungarischen Stände dem Kaiser die Insur­rektion auf drei Jahre zu seiner Verwendung bewilligt. 2) Beiname des Großwesirs Mustapha. (Anm. des Herausgebers.)

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