Mitteilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs 6. (Dritte Folge, 1909)
Briefe des Feldzeugmeisters Paul Freiherrn Kray de Krajova et Topolya an seinen Bruder Alexander von Kray. Mitgeteilt und zu einer Lebensschilderung erweitert von Hauptmann Dr. Just - I. Abschnitt. Erziehung und militärische Laufbahn Krays bis zu seiner Anstellung in den Niederlanden 1793
32 Just. dieses für mich gar kein angenehmes Kommando ist, befriedigt mich doch dabei, daß ich nur eine Stunde von Hermannstadt das Stabsquartier und dadurch mehr agréments als bei anderen Regimentern, so sehr abgelegen, habe. Es ist noch hier ein Geheimnis, daher halte es auch bei Dir. Sobald ich dessen Bestätigung erhalte, werde Dir es gleich bekannt machen. Vielleicht werde ich dadurch von meiner hiesigen odiosen Kommission befreit. Liebster Bruder! Ein kleiner Krieg und Glück, so mir bishero günstig war, so könnte ich mir und anderen braven Männern und guten Freunden weiterhelfen. Wer weiß, was bei Friedrichs Tod geschieht. Künftigen Julio werden die Feldregimenter hier bei Hermannstadt kampieren, man hofft den Kaiser anhero. Die Grenzer werden dabei Zuschauer abgeben. Den Tonerl fängt man an zu loben; vielleicht geht er in sich und laßt das flatterhafte Wesen. Ich habe Dir vielleicht noch nicht geschrieben, daß ich mich in Bergwerksbau eingelassen habe, jedoch geht dieser Bau ganz moderate und ohne etwas Erhebliches zu riskieren. Da ich jetzt mit Tumultuanten nichts mehr zu unternehmen habe, so dient solches mir zugleich zur Unterhaltung. Reüssiert es, so können meine Kinder glücklich werden. Bei jetzigen Zeiten kann man weder von seinen Gagen, noch anderen Handlungszweigen etwas für seine Kinder beiseite legen. Ich embrassiere Dich und bin unverändert Dein aufrichtiger Bruder Paul Kray, Obrist. Zalatna, 21. Jänner 1786. Liebster Bruder! Ich danke Dir für Deinen aufrichtigen Neujahrs wünsch und wünsche Dir und der Frau Schwester allerordentliches Wohlergehen und Zufriedenheit in diesem und viel nachfolgenden Jahren. Als dermaliger Regimentskommandant könnte ich dem jungen Mazur1) beim Militär helfen, wenn ich nur seine Neigung und Aussehen wüßte, ob er hiezu tauglich sein würde. l) Ein Neffe. Stammtafel 14.