Mitteilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs 6. (Dritte Folge, 1909)
Briefe des Feldzeugmeisters Paul Freiherrn Kray de Krajova et Topolya an seinen Bruder Alexander von Kray. Mitgeteilt und zu einer Lebensschilderung erweitert von Hauptmann Dr. Just - I. Abschnitt. Erziehung und militärische Laufbahn Krays bis zu seiner Anstellung in den Niederlanden 1793
30 J üst. Von den neulich aus Karlsburg entwichenen 30 Tumul- tuantenarrestanten habe ich schon 24 teils durch ihre Popen freiwillig gestellt, teils gefangen eingezogen. Das Generalkommando und Gubernium ist darüber sehr beruhigt. Mein ganzes corpetto beträgt kaum 200 Mann, mithin muß ich mehr mit List als force handeln. Jetzt wünschteich schon aus hiesigen Gebirgen los zu sein. Wir haben hier schon Schnee und auch Gefrier. Ich embrassiere etc. Zalatna, 8. Oktober 1785. Liebster Bruder! Ich danke Dir unendlich, daß Du den armen Hanserl zu Dir genommen hast, denn er war nirgends so gutversorgt als beiDir. Ich halte selbst nicht viel auf diePiaristen- erziehung, aber was soll ich, so weit entfernt, anders mit ihm disponieren. Nur noch ein Jahr lang in der lateinischen und ungarischen Schule, sodann gebe ich ihn nach Wien in die Ingenieurakademie. Wenn Du ihn zurück nach Szeben abschickest, so schreibe dem P. Rektor, daß man wenig auf das Kind und die Saubrigkeit acht trage, welches, wenn Du es nicht abgeändert finden wirst, mir einberichten müßtest. Sage dem Hanserl, daß es mich recht verdrießt, daß er unsauber im Anzug sei; er solle von Jugend an lernen, seine Kleiderund Sachen in Ordnung und Sauberkeit zu erhalten. Man macht mir Hoffnung, daß ich mit Anfang November von hier abgehen werde können. Ich glaube es nicht recht, weil man auch hierlandes die Leibeigenschaft abgeschafft hat und mit Einführung des Urbariums beschäftigt ist, so eben auch hier allen befremdend vorkommt. Hier wissen wir nichts vom Türkenkrieg; meist besorgt man eine preußische Kampagne. Meinetwegen wo immer. Ich embrassiere Dich und bin unverändert Dein aufrichtigster Bruder Paul Kray, Obrist. Zalatna, 12. November 1785. Liebster Bruder! Mich freut es sehr, daß Deine Krankheit nicht von Dauer w’ar. Wir werden älter, liebster Bruder,