Mitteilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs 5. (Dritte Folge, 1907)

Hauptmann Veltzé: Der Grazer Schloßberg 1809

318 Y e 11 z é. besetzen, worauf er noch am Abend seine Division folgend verwendete: zwei Bataillone (84. Infanterieregiment) mar­schierten als Besatzung nach Graz. Eine Kolonne wurde zum Angriff auf die Brigade Splényi nach Kalsdorf detachiert, ein dritter Teil endlich hielt das Lager bei Eggenberg besetzt. Marmont stand am 25. mit der Division Clausel in Voits- berg, während die Division Montrichard weit zurückgeblieben war1). Noch in letzter Stunde bot sich Gyulai Gelegenheit, alle Fehler gutzumachen und dem Feinde eine empfindliche Niederlage zu bereiten. Broussier stand mit zirka 5000 Mann gegen eine erdrückende Übermacht und hatte bei einem energischen Angriff nur die Wahl zwischen Kapitulation oder Rückzug gegen Nordwest, ins weglose Gebirge. Marmont, dessen Manöver auch nicht einwandfrei sind, hatte zum Schlagen nur eine Division zur Verfügung, weil die zweite sieben Stunden weit rückwärts stand. Sonach ergab sich die Möglichkeit, am 25. Broussier unschädlich zu machen und am 26. Marmont, während des Vormarsches, mit überlegenen Kräften anzugreifen, d. h. die Division Clausel zu werfen, ehe Montrichard Hilfe bringen konnte. Letzterem blieb dann wohl nur der Rückzug offen. Bedauerlicherweise zeigte sich Gyulai auch dieser günstigen Lage nicht gewachsen. Am 25. Juni abends setzten sich, wie schon früher erwähnt, zwei Bataillone des französischen 84. Infanterieregiments unter Gambin gegen die Stadt in Bewegung. Ungehindert gelangten sie durch den Graben auf den Rosenberg, wo sie auf österreichische Vorposten stießen, die etwas zurück­gedrängt wurden. In der Nacht dürften sich die Gegner ruhig gegenübergestanden sein, bei Tagesanbruch erneuerten jedoch die Franzosen den Angriff, warfen die Kroaten Mun- kácsys zurück, wobei zirka 300 Mann in Gefangenschaft gerieten. Ohne nennenswerten Widerstand zu finden, gingen die Franzosen in einem Zuge vor und besetzten St. Leonhardt und den Ruckerlberg* 2). Die Gefangenen sperrten sie in die Leonhardter Kirche, richteten sich in den Häusern zur hart­’) Auf der sogenannten Pack; nach Mayr, Wastl, Krum- plitsch und Zwiedinek. Hiezu Textskizze 4. 2) Kramm liefert eine sehr präzise Schilderung über den Verlauf des Gefechtes, jedoch ohne jede Quellenangabe.

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