Mitteilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs 5. (Dritte Folge, 1907)
Hauptmann Veltzé: Der Grazer Schloßberg 1809
Der Grazer Schloßberg 1809. 319 nackigsten Verteidigung ein und warfen die später angreifende Brigade Munkácsy bis auf das große Glacis von Graz zurück1). Am 26. früh hatte sich Broussier mit dem Rest seiner Division gegen Süden in Marsch gesetzt, um das Hervorbrechen des Korps Marmont aus dem Gebirge zu protegieren. Er selbst ritt seiner Truppe voraus und traf in Lieboch mit Marmont zusammen, den er bezüglich der getroffenen Maßnahmen in Kenntnis setzte und ihm noch mitteilte, daß in der Nacht und in den Morgenstunden Gefechtslärm von Graz her vernommen wurde. Der Situationsbericht hatte zur Folge, daß Marmont den Befehl erteilte, die Division Broussier habe schleunigst umzukehren, nach Graz zu rücken, die zwei Bataillone 84er zu degagieren und sich der Weinzettelbrücke zu versichern. Demnach ist anzunehmen, Broussier sei etwa 11 Uhr vormittags am Kampfplatz eingetroffen* 2). Gegen 1 Uhr nachmittags stand das Korps Marmont vereint bei Gösting. Gyulai hatte nun ebenfalls einen Teil seiner Streitkräfte näher herangezogen, und zwar folgend: Die verstärkte Brigade Munkácsy im Kampf bei St. Leonhardt und am Ruckerlberg (ca. 7 Bataillone). Bei St. Peter die Brigade Kálnássy (B Bataillone), bei Hausmannstetten FML. Zach (7 Bataillone und kroatische Insurrektion); überdies auf die Truppen verteilt 7 Eskadronen. Die Brigade Splényi stand südwärts bei Kals- dorf. Korpshauptquartier im Hallerschlössel am Ruckerlberg. Seit den frühesten Morgenstunden mühte sich GM. Munkácsy in erfolglosem Kampfe mit dem Gegner. Da hielt FML. Zach den Moment für gekommen und sandte um 12 Uhr mittags an Broussier einen Parlamentär mit der Aufforderung, er solle sich ergeben, weil er eingeschlossen sei3). Wie vorauszusehen, lehnte der französische General ab; seine Position war ja vorzüglich. Inzwischen traf im Haupt*) Napoleon verlieh dem Regiment einen Adler mit der Inschrift: „Einer gegen Zehn.“ "Wenn dies auch etwas übertrieben ist, so steht doch zweifellos fest, daß die zwei Bataillone bis etwa 11 Ohr vormittags der verstärkten Brigade Munkácsy erfolgreich Widerstand leisteten. Die Annahme einzelner Historiker, daß besagte zwei Bataillone überhaupt den ganzen Tag allein gekämpft hätten, erscheint jedoch unhaltbar. 2) Zwiedinek, Das Treffen bei Graz. s) Wastl, 23. — Ein sicheres Zeichen, daß um diese Zeit die Division Broussier schon eingetroffen war.